Beschneidungsdebatte :
Unsere seltsame Tradition

Von Gil Yaron
Lesezeit: 8 Min.
Ein italienisches Beschneidungsmesser aus dem 19. Jahrhundert
Meine Schwester wollte ihren Sohn nicht beschneiden lassen. Die Familie sammelte Argumente, um sie umzustimmen. Ich fand keines. Jetzt werde ich selbst Vater. Ich, der jüdische Arzt.

Es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube, nur dass er unsere Familie unter der Gürtellinie traf. Sie werde ihren Sohn nicht beschneiden lassen, teilte meine charakterstarke Schwester uns vor mehreren Jahren mit. Sie hielt diesen uralten jüdischen Brauch für überflüssig und barbarisch und versetzte so alle in Aufregung. Dabei sind wir nicht religiös. Mein Vater schlägt selten einen unkoscheren Shrimps-Cocktail aus. Meine Mutter fährt auch am heiligen Schabbat gern ins Kino, obwohl uns die Tora so etwas eigentlich verbietet.

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