Martin Walser :
Das richtige Europa

Lesezeit: 9 Min.
Martin Walser: Der Euro ist mehr als eine Währung
Die Trennung eines Landes vom Euro? Ein Horrorszenario! Denn der Euro ist mehr als eine Währung. Er ist eine Sprache, die jeder versteht. So wie es einmal das Griechische war, dem die deutsche Sprache ihre schönsten Dichtungen verdankt.

Jeden Abend werden wir unterhalten mit Meinungen zur Krise. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich den jeweiligen Experten daraufhin abhöre, ob er Europa (noch) will oder ob er uns zurücksteuern will in die eurolose Währungsvielfalt.

Meine Zustimmung hat nur der, der die europäische Union auch als Währungseinheit will. Es gibt den Euro. Er ist mehr als eine Währung. Er ist ein Medium der Kommunikation beziehungsweise eine Sprache, die in Europa jeder versteht. Dass sich heute ein europäisches Land vom Euro trennen muss, zurückstürzen soll ins Devisenzeitalter, ein Spielball jeder Spekulation, ist ein Horrorszenario. Das muss nicht gedacht werden. Vor Jahren hat der Schweizer Konservative Christoph Blocher, die Schweiz betreffend, gesagt, eine Währungsunion ohne Fiskalunion könne nicht funktionieren. Das haben wir inzwischen am eigenen Finanz-Leib zu spüren bekommen. Zum Glück wurde die Währungsunion riskiert, ohne fiskalische Union. Die muss jetzt, nachträglich, geschaffen werden. Das ist eine praktisch lösbare Aufgabe, die nicht mit einer Vision gelöst wird, sondern mit einem Schritt für Schritt zu schaffenden Gesetzeswerk. Und dann fragt ein Experte groß, ob die Europäer wegen einer gemeinsamen Währung „ihre kulturellen Unterschiede einebnen“ sollten!

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