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S.P.O.N. - Helden der Gegenwart Fettgeruch im Kinderzimmer

McDonald's verteilt jetzt nicht mehr nur Burger, sondern auch Bücher an die Kinder. Eine großartige Idee! Und durchaus ausbaufähig: Könnten nicht auch der Staat, die Friseurmeister-Innung und überhaupt alle demnächst ihre Produkte und Botschaften den Kindermahlzeiten beilegen?

Wertes Unternehmen McDonald's,

ich möchte Ihnen endlich einmal meine Bewunderung für Ihre Tapferkeit ausdrücken. Kaum ein Unternehmen, das so angegangen wird wie das Ihre. Kaum eines, auf dem seit Jahren so beständig herumgehackt wird!

Auch jetzt sind Sie wieder dran. Dieses Mal, weil Sie Kindern etwas zu lesen geben. Neben dem Essen, natürlich. Sie sind eine Kooperation mit der Stiftung Lesen eingegangen, und jedes Mal, wenn ein Erwachsener im nächsten Monat nach reiflicher Überlegung, was an diesem Tag das Beste für sein Kind sei, was es heute an Mineralien, Vitaminen und Fetten benötige, ein Happy Meal bestellt, gibt es ein Buch dazu. Also so ein Papierding mit Buchstaben drin.

Und das ist Ihren Gegnern nun auch wieder Anlass zum Meckern. Nicht weil die Bücher den Fettgeruch ins Kinderzimmer tragen und die ganze Bude nach Pommes riecht, nein, weil... ach, was weiß ich denn! Ist ja auch egal! Die reden zwar vordergründig von Verfettung, Fettleibigkeit und Gewöhnung an Fast Food, letztendlich geht es denen eh nur wieder darum, Ihnen eins überzubraten. Beziehungsweise Ihren Kunden. Als "bildungsfern" werden diese beschrieben, also weit weg von allem, was schlau macht. Schule zum Beispiel. Das tolle Fernsehprogramm von Guido Knopp, der seit gefühlten 7519 Folgen berichtet, wie Hitler seine Eier am liebsten hatte, so tote Dinger wie Museen oder Ausstellungen. Und eben Bücher.

Anstatt dass die erkennen, welches Potential in einer Kooperation mit Ihnen liegt! Nicht nur für die Stiftung Lesen. Ganz generell für unsere Gesellschaft. Aber nein, für diese Denke sind die zu borniert! Dabei ist es doch ganz einfach: Wenn die Leute nicht dahin gehen, wo die Bildung oder die Information ist, wenn die Kinder dank der Herdprämie nicht in die Kita gehen, sondern mit Mami "Britt" gucken, und die jungen Männer lieber Ballerspiele spielen, statt sich im Berufsinformationszentrum zu informieren - dann muss die Info eben zu ihnen kommen. Und wo tut sie das? Bei Ihnen! McDonald's ist für viele Menschen der einzige Grund, das Haus zu verlassen. Oder mal als Familie beisammen zu sein. Warum also diese Chance der Vermittlung ablehnen? Sie als Unternehmen genießen schließlich das uneingeschränkte Vertrauen dieser Personen!

Akzeptanz nutzen

Gerade dieser Tage wurde bekannt, dass rund jeder siebte junge Mensch in diesem Land ohne Berufsabschluss bleibt. Also nix kann. Das ist nicht nur schade für den Einzelnen, das ist auch schlecht für unser Land. Nicht nur, weil Facharbeiter fehlen, sondern auch, weil diese Menschen kosten. Viel kosten. Wieso also nicht demnächst mal eine Haarschneideschere oder einen Lötkolben beilegen, um junge Menschen für Lehrberufe zu begeistern? Eine Tüte Nägel oder eine Brotteigmischung? Oder den Veranstaltungskalender der Pfadfinder, damit die gelangweilte Jugend auf ihrer Suche nach Abenteuer und Anerkennung nicht immer bei den Nazis landet?

Auch die Politik könnte die große Akzeptanz, die Sie bei jungen Leuten und eben den sogenannten bildungsfernen Schichten genießen, nutzen. Innenminister Friedrich zum Beispiel. Jetzt will er in Berlin, Hamburg und Bonn plakatieren, um junge Muslime vor der Radikalisierung zu warnen. Aber wer sieht denn schon Plakate?! Die Mädels gehen immer ganz gebeugt vom täglichen Weinblätterrollen und die Kerle sind recht benebelt, weil sie entweder den ganzen Tag im Koran lesen oder Schischa rauchen. Wie viel eleganter wäre es, man legte dem McMenü eine CD bei, die Friedrich mit mahnenden Worten bespricht! Oder die Energiewende: Hier könnte Peter Altmaier Gutscheine für eine Energieberatung beilegen lassen. Vielleicht wäre auch die Wahlbeteiligung bei den Bundes- und Landtagswahlen höher, wenn nur endlich seitens der Autorität damit begonnen würde, auf die Menschen zuzugehen, statt immer zu erwarten, dass sie kommen.

Also ich finde das toll, was Sie machen. Für mich sind Sie jemand, der sich einsetzt für die Gesellschaft. Der Interesse zeigt, etwas zu verändern, die Gesellschaft zu formen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die, die sagen, das sei ein übler Marketingtrick von Ihnen, die sind nur neidisch. Glauben Sie mir! Welchen Grund gibt es, Aufgaben, wie die, Kinder an Bücher heranzuführen, ihnen das Lesen beizubringen, dem Staat zu überlassen? Der kann froh sein, wenn man ihm etwas abnimmt. Schließlich hat er nun wirklich genug damit zu tun, gegen die zunehmende Fettleibigkeit des Nachwuchses zu kämpfen.