Sechs Semester beträgt die Regelstudienzeit beim Bachelor-Abschluss an deutschen Universitäten – aber das Studium dauert im Durchschnitt erheblich länger. Statistiken aus Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bayern belegen dies laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. 8,64 Semester war demzufolge der Schnitt 2013 in NRW, wo ein Viertel der deutschen Studierenden eingeschrieben ist. Berlin schnitt mit 7,8 Semestern etwas besser ab, während Bachelors an bayerischen Fachhochschulen acht Semester brauchten.

"Die Studienzeiten in den Bachelor-Programmen waren bisher reine Phantomzeiten, erst jetzt nähern wir uns den realen Werten", sagte Aloys Krieg, Vize-Rektor der TH Aachen. Dies habe damit zu tun, dass nun auch die langsameren Bachelor-Studenten zu ihrem Abschluss kämen. Der Wissenschaftsrat hatte 2009 eine Durchschnittsdauer von nur 5,8 Semestern für den Bachelor ermittelt. Doch seien damals nur Absolventen erfasst worden, "die mit ihrer Studienzeit eine Punktlandung hatten", kritisierte Kolja Bredis vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in der FAS. Die tatsächliche Studiendauer werde jetzt "unter Volllastbedingungen" deutlich.

Inzwischen verlassen etwa 200.000 Bachelor-Studenten pro Jahr die deutschen Hochschulen. Eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums wollte sich zu einem eventuellen Anwachsen der Studienzeiten nicht äußern. Sie verwies auf die offiziellen Zahlen für 2013, die das Statistische Bundesamt Ende September vorlegen will.

Das Bachelor-Studium war 1999 im Zuge der Bologna-Reformen eingeführt worden. Ziel war es, in Deutschland die Studienzeit durch die Einführung des kompakteren Bachelor-Studiums anstelle von Diplom und Magister zu verkürzen.