WLAN im Zug: Thalys mit Satellitenanbindung

Zwischen Paris und Brüssel wurden bei 300 km/h Datenraten von 4 MBit/s im Downstream und 2 MBit/s im Upstream erzielt. Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, soll die gesamte Thalys-Flotte auf dieser Strecke WLAN-Anbindungen erhalten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Im Rahmen eines Pilotprojekts, das auf drei Monate angelegt ist, wurde in einem Thalys-Zug, der auf der Strecke Paris-Brüssel verkehrt, ein WLAN installiert, das per Satellit angebunden ist. Die Thalys-Züge, die grenzübschreitend in Nordfrankeich, Belgien, den Niederlanden und im Westen Deutschlands verkehren, werden von der Thalys International betrieben, einer Tochtergesellschaft der Bahnen der beteiligten Länder. Derzeit ist der Service kostenlos, später sollen die Kunden mit Prepaid-Karten oder online bezahlen, Preise will Thalys "in Kürze" bekannt geben. Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, soll die gesamte Flotte von 28 Thalys-Zügen, die zwischen Paris und Brüssel verkehren, WLANs erhalten.

Als Serviceprovider für das WLAN fungiert die Firma 21Net, der es -- nach eigenen Angaben -- mit Unterstützung der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) als erstem Anbieter gelungen ist, eine breitbandige, bi-direktionale Satellitenverbindung zu Hochgeschwindigkeitszügen herzustellen. Nach Angaben der Siemens AG, die im Auftrag von 21Net die WLAN-Infrastruktur und das Netz-Management im Zug installiert hatte, wurden bei einer Geschwindigkeit von 300 km/h mit einer Rate von 4 MBit/s in Senderichtung und einer Empfangsrate von 2 MBit/s für die Satellitenanbindung neue Rekordwerte erzielt.

Für den Kontakt zum Satelliten nutzt 21Net das so genannte "Ku-band". Hierbei kann das Unternehmen Antennen einsetzen, die deutlich billiger seien als die nach Angaben von 21Net pro Stück rund 1,3 Millionen US-Dollar teuren Antennen, mit denen der Flugzeugbauer Boeing WLANs in Flugzeugen anbindet. Als weitere Herausforderung nennt 21Net den Betrieb der Satellitenverbindung in der "feindlichen Nachbarschaft" mit den 25 kV führenden Oberleitungen der Bahn. Bis zur Stunde war von 21Net keine Antwort darauf zu erhalten, wie der Kontakt zum Satelliten auf Strecken mit vielen Tunnels aufrechterhalten werden soll. Die Deutsche Bahn setzt daher bei ihrem WLAN-Probezug zwischen Köln und Dortmund auf eine UMTS-Anbindung. (ssu)