eBay ist schon lange keine Plattform für Privatverkäufe mehr. Längst dominieren professionelle Händler die Geschäfte dort. Für sie ist eBay als Verkaufsplattform vielfach überlebenswichtig geworden. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die das Auktionshaus 700 seiner umsatzstärksten Händler befragt hat.

Das Online Business Barometer zeigt: Als Einzelhändler kommt man in Deutschland kaum an eBay oder vergleichbaren Portalen vorbei. 150.000 gewerbliche Händler sind auf der deutschen eBay-Seite registriert. Zusammen machen sie nach Angaben des Unternehmens jedes Jahr einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte von ihnen hat neben der Internetpräsenz einen oder mehrere "richtige" Läden. Nur 21 Prozent betreiben ihren Versand komplett vom heimischen Rechner aus.

Gleich mehrere Händler geben in der Studie an, auf eBay angewiesen zu sein. Zwar hätten sie auch Läden in der "realen" Welt. Diese könnten sie jedoch kaum weiter finanzieren, stünde mit eBay nicht eine weitere Einnahmequelle zur Verfügung. Die Studie belegt somit auch, wie sich der Einzelhandel in Deutschland verändert.

Rund um das Auktionshaus ist eine Industrie entstanden, die Arbeitsplätze schafft: Neun Mitarbeiter beschäftigen die Firmen, die auf eBay handeln, im Durchschnitt. Hinzu kommen die Zulieferer. Rund 88 Prozent der Händler beziehen ihre Waren aus Deutschland. Viele dieser Waren werden anschließend ins Ausland verkauft – rund ein Sechstel des Umsatzes machen die Firmen außerhalb Deutschlands. Die Geschäftsbeziehungen sind oftmals sehr stabil: 48 Prozent der Firmen handeln seit mindestens fünf Jahren über eBay, 36 Prozent sogar seit mehr als zehn Jahren.

Allerdings steckt auch eBay in einer Krise. Bekannt wurde das Unternehmen wegen seiner außergewöhnlichen Auktionen. Mal standen das Kindheitshaus von Madonna zum Verkauf, mal der Golf von Papst Benedikt, den dieser fuhr, bevor er ins Amt des obersten Kirchenvertreters gewählt wurde. Doch dieses eBay gibt es längst nicht mehr. Die Umsätze mit den Auktionen stagnieren, die Nutzerzahlen auch. Gleichzeitig schürten immer neue Betrugsfälle und Klagen wegen gefälschter Produkte die Unsicherheit unter Kunden und Anbietern.

Inzwischen ist die Seite kein Auktionshaus mehr und will es auch nicht sein. "Wir sehen uns als Handelsplattform", sagt eine Sprecherin, "nicht mehr als Auktionsplattform."