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Angriff auf Donezk Ukrainische Armee soll Streubomben eingesetzt haben

Schwerer Vorwurf gegen das ukrainische Militär: Laut Human Rights Watch haben Regierungstruppen die ostukrainische Stadt Donezk mit Streubomben bombardiert. Man habe Überreste der Geschosse gefunden.
Rauchschwaden über Donezk am 20. Oktober 2014

Rauchschwaden über Donezk am 20. Oktober 2014

Foto: Evgeniy Maloletka/ AP/dpa

Berlin/Kiew - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der ukrainischen Armee vor, beim Kampf um die Stadt Donezk Streubomben eingesetzt zu haben. Der Einsatz dieser als besonders heimtückisch geltenden Waffen ist international geächtet.

Überreste von Raketeneinschlägen in der Stadt hätten gezeigt, dass bei Angriffen am 2. und am 5. Oktober Streubomben aus der Richtung der ukrainischen Truppen abgefeuert worden seien, so die Menschenrechtler. Zudem hätten Bauern auf den Feldern Reste von Querschlägern gefunden. Laut der "New York Times"  bestätigen auch mehrere Ärzte, dass sie Opfer behandelt haben, deren Verletzungen eindeutig von Streubomben stammen.

Bei den beiden Angriffen Anfang Oktober waren mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Schweizer, der für das Rote Kreuz vor Ort war.

Weite Flächen sind für Jahre vermint

Streubomben zerlegen sich noch vor dem Aufprall selbst, sodass sie in vielen kleinen Sprengsätzen ("Bomblets") auf dem Boden ankommen. Damit werden praktisch ganze Landstriche für viele Jahre vermint. Von Kindern werden die faustgroßen Blindgänger vielfach für Spielzeug gehalten. Die Uno schätzt, dass weltweit schon Zehntausende Zivilisten durch Streubomben verletzt oder getötet worden sind. Auch Syriens Diktator Baschar al-Assad soll die Waffen eingesetzt haben.

Deutschland hatte sich schon 2006 auf Verzicht und Vernichtung aller Streumunition festgelegt. Insgesamt 114 Staaten haben ein internationales Abkommen zum Verbot von Streubomben unterzeichnet, die Ukraine und Russland gehören nicht dazu. Laut der Menschenrechtsorganisation setzen auch die Gegner der Regierung in Kiew, die prorussischen Separatisten, Streubomben ein.

Die Menschenrechtler hatten der ukrainischen Armee schon im Juli vorgeworfen, bei ihren Attacken zielungenaue Raketen vom Typ "Grad" eingesetzt zu haben - was als Kriegsverbrechen gilt.

Anfang September hatten die Konfliktparteien einen Waffenstillstand vereinbart, der um eine demilitarisierte Pufferzone ergänzt wurde. Die Abmachung ist allerdings brüchig: Nahezu täglich gibt es Kämpfe, zuletzt vor allem um den Flughafen Donezk. Seither haben die Vereinten Nationen 331 Todesopfer gezählt. Beide Seiten werfen sich tödliche Angriffe auf Zivilisten vor. Laut Uno-Zahlen wurden seit Mitte April mindestens 3660 Menschen getötet, mehr als 8700 Menschen wurden verletzt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft beiden Konfliktparteien in der Ukraine gezielte Tötungen vor.

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Foto: DOMINIQUE FAGET/ AFP
vet