Angebliche Konfrontation Nato und Russland

Ein russisches Aufklärungsflugzeug ist "abgefangen" worden, in Schweden soll ein russisches U-Boot sein Unwesen treiben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Zwischenfälle zwischen der Nato und Russland scheinen sich zu mehren. Obgleich keineswegs klar ist, ob es sich um ein russisches U-Boot handelt, das für verdächtige Aktivitäten in schwedischen Gewässern verantwortlich sein soll, wird dennoch suggeriert, dass es die Russen sein müssen, wobei Schweden nun auch mit Waffen gegen die "Unterwasseraktivität" vorgehen will.

Der Nervosität entspricht auch der Vorfall, dass angeblich ein russisches Überwachungsflugzeug vom Typ Il-20 kurz und unangemeldet in den estnischen Luftraum eingedrungen sein soll. Kampfjets hätten das Flugzeug abgefangen und zurück begleitet.

Was als Zeichen einer Konfrontation von russischer Seite dargestellt wird - "Nato-Jets fangen russisches Aufklärungsflugzeug ab", so etwa dramatisierend die SZ -, entspricht offenbar der Tatsache, dass sich das Flugzeug eine Minute im estnischen Luftraum aufgehalten haben soll. Es soll gerade einmal 500-600 Meter in den estnischen Luftraum eingedrungen sein, dann hätten portugiesische F-16-Piloten "Sichtkontakt mit der Besatzung der Maschine aufgenommen und sie aus dem Nato-Luftraum hinausbegleitet".

Während die Nato das Ereignis dramatisiert, leugnet Moskau jede Provokation. Das Verteidigungsministerium erklärte: "Ein russisches Aufklärungsflugzeug hatte am Dienstag eine Übung über dem neutralen Gewässer der Ostsee absolviert. Der Flug erfolgte in strikter Übereinstimmung mit internationalen Regeln für die Nutzung des Luftraumes."

Welcher Version Medien und deren Rezipienten Glauben schenken, ist vorhersehbar. Dass der Konflikt mit Russland gerne zugespitzt wird, hatte sich zuletzt auch am polnischen Falken und Ex-Außenminister Radoslaw Sikorski, gegenwärtig Parlamentssprecher, gezeigt. Gerne griffen auch die deutschen Medien die Behauptung auf, dass Putin schon 2008 dem polnischen Ex-Präsidenten und jetzigem EU-Präsidenten Donald Tusk die Aufteilung der Ukraine vorgeschlagen haben soll. Putins Sprecher hatte die Äußerungen bereits als "Schmarrn" zurückgewiesen.

Der russophobe Sikorski hatte gegenüber Politico mit offenbar strategischen Motiven gesagt, dass Putin die Ukraine als künstliches Land bezeichnet habe, das großenteils Russland gehöre. Und er habe Polen aufgefordert, Truppen in die Ukraine zu schicken, um das Land aufzuteilen. Man kann nur begrüßen, dass die neue polnische Regierungschefin Ewa Kopacz bei Tusk nachgefragt hat, der erklärte, dass das angebliche Gespräch gar nicht stattgefunden hat. Kopacz hat dann auf eine Entschuldigung von Sikorski bestanden. Der sagte, man habe seine Äußerungen überinterpretiert, anstatt einzuräumen, dass er gelogen hat. Später führte er Gedächtnisprobleme an.

Die Meldung gleicht der Nachricht, Putin habe in einem Telefongespräch mit Poroschenko gedroht, die Hauptstädte der baltischen Ländern innerhalb zweier Tage einnehmen zu können. Das hatte Poroschenko angeblich dem EU-Kommissionspräsidenten Barroso berichtet. Dessen Sprecherin musste aber auch wieder zurückrudern. Das fördert das Bild des bösen Mannes in Moskau, verschleiert aber die Interessen der Nato und mancher Kräfte in der EU, Russland als den Angreifer und die Nato als passive Instanz darzustellen. Sollten dann Vorfälle wie im Fall des russischen Spionageflugzeugs vorkommen, ist die Gefahr groß, dass der beschworene Konflikt auch wirklich ausbricht.