Microsoft beherrscht den Markt der Betriebssysteme, nicht zuletzt, weil die überwältigende Mehrzahl der weltweiten Firmenrechner immer noch mit Windows läuft. Bis jetzt führte das dazu, dass auch Microsofts Internet Browser, der Internet Explorer ( IE ), die meisten Nutzer fand. Was die Konkurrenz auch darauf zurückführte, dass der IE auf allen mit Windows ausgelieferten Rechnern vorinstalliert war.

Das hat die EU-Kommission jetzt unterbunden und Microsoft zur Gleichbehandlung aufgefordert – und damit wohl den seit vielen Jahren geführten Browserkrieg angefeuert. Microsoft hat ein Auswahlfenster entwickelt, in dem der Nutzer aussuchen kann, welcher Browser auf dem Rechner installiert werden soll. Doch sind längst nicht alle Hersteller glücklich über die Vorauswahl, die Windows zeigt. Schon haben sechs Hersteller erneut Beschwerde in Brüssel eingelegt. Die eher unbekannten Anbieter namens Avant, Flock, Maxthon, Slim Browser, Sleipnir und Green Browser beklagen, dass sie in dem Fenster nur in der zweiten Reihe präsentiert werden. In der ersten stehen die fünf großen, die derzeit klar den Markt dominieren:

Wie die aktuellen Zahlen von NetApplications aus dem Februar zeigen, ist der Internet Explorer immer noch die unangefochtene Nummer eins mit knapp 62 Prozent Marktanteil. Fast jeder vierte surft mit Firefox, gefolgt von Googles Chrome, Safari und Opera. Während Firefox im Februar Marktanteile abgeben musste, ist Chrome der einzige Browser, der in den vergangenen Monaten stetig wuchs: Seit dem Start im vergangenen Sommer konnte er sich auf 5,6 Prozent fast verdoppeln und hat im Dezember Apples Safari überholt, obwohl der ebenfalls wuchs und im Januar mit 4,53 Prozent seinen bislang höchsten Wert erreichte.

Die Aufholjagd von Chrome hat mehrere Gründe. Einer lässt Parallelen zum Microsoft-Fall erkennen: So blendete Google den Download-Button für seinen Browser immer wieder auf der Startseite der eigenen Suchmaschine ein, die sich in einer ähnlich marktdominierenden Situation befindet wie das Microsoft-Betriebssystem. Zu weiterem Wachstum könnte führen, dass Google auf Kritik der Nutzer reagierte und beschlossen hat , ab der nächsten Version auf die eindeutige Identifikationsnummer zu verzichten. Bislang wurde eine solche jedem Rechner bei der Installation des Browsers zugeordnet, was ihn eindeutig identifizierbar machte und von Datenschützern stark kritisiert wurde

Chrome gewinnt aber auch deshalb Anhänger, weil der Browser in vielen Geschwindigkeitstests immer wieder als schnellster von Seite zu Seite führte. Geschwindigkeit ist ein wichtiges Kriterium bei Nutzern. Diesen Platz will jetzt allerdings der bislang fünftplatzierte Norweger für sich erobern, der Anfang März mit einer neuen Version auf den Markt kam: "Opera 10.50 ist der schnellste Browser in fast allen Speed-Tests", verkündet Lars Boilesen, Vorstand von Opera Software, auf der Startseite.

Was die Technik-Seite PCwelt nur bestätigen kann: Opera habe sowohl den Browser-Benchmark Peacekeeper als auch den SunSpider JavaScript Benchmark und den Acid3-Test als schnellster bestanden. Opera 10.50 ist damit schneller als Google Chrome – wobei Google Beta 4.1 noch etwas langsamer ist als die aktuelle Version 4.0, gefolgt von Safari und vom aktuellen Firefox. Erst auf Platz 8 kommt übrigens der Internet Explorer. Opera verfügt darüber hinaus über einen Turbo-Button: Wer die winzige Schaltfläche unten links aktiviert, surft mit doppelter bis dreifacher Geschwindigkeit, muss dafür aber Abstriche bei der Anzeigen von grafischen Elementen machen.