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Formatprobleme Das iPad mag nicht alle E-Books

Geht Apple wieder seinen eigenen Weg? Obwohl es längst ein weit verbreitetes Format für elektronische Bücher gibt, wird der iPad-Hersteller seinen iBook Store mit einem eigenen Kopierschutz versehen. Probleme mit bestehenden Digital-Bibliotheken sind programmiert.
Steve Jobs präsentiert den iBook Store: Geht Apple bei E-Books einen eigenen Weg?

Steve Jobs präsentiert den iBook Store: Geht Apple bei E-Books einen eigenen Weg?

Foto: Marcio Jose Sanchez/ AP

New York - Von Apples Einstieg ins Geschäft mit E-Books erhofft sich die junge Branche neue Impulse. Das vorige Woche vorgestellte Gerät könnte neue Märkte erschließen neue Kunden für das Lesen digitaler Literatur begeistern - und damit für steigende Umsätze der Buchverlage sorgen. Doch wer schon E-Books besitzt, sollte sich darauf gefasst machen, sich mit dem Kauf eines iPad auch nervigen Stress einzuhandeln.

Das Problem: Wie schon iPod und iPhone hat Apple auch das iPad als geschlossenes System entwickelt, setzt dabei vor allem auf eigene Formate und Techniken. So kann das Gerät beispielsweise mit dem E-Book-Format von Amazons Kindle zunächst nichts anfangen. Ungewöhnlich ist das nicht, auch Geräte anderer Hersteller, wie Sony, kommen damit nicht klar, weil auch der Kindle ein geschlossenes System ist.

Schwerer wiegt jedoch, dass man auf dem iPad nicht einmal digitale Bücher im grundsätzlich für jedermann offenen E-Book-Format EPUB unbeschwert wird lesen können. Dabei böte EPUB eigentlich die besten Voraussetzungen, da es schon jetzt weit verbreitet ist. Doch viele EPUB-Bücher bleiben beim iPad erst mal außen vor, weil Apple einen anderen Kopierschutz verwenden will, als die meisten anderen Anbieter.

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Angefasst: iPad im SPIEGEL-ONLINE-Schnell-Check

Foto: SPIEGEL ONLINE

Bislang wird für EPUB-Bücher meist eine DRM-Technik (Digital Rights Management) von Adobe verwendet: Die Software "Adobe Digital Editions" verhindert bei E-Book-Readern wie denen von Sony das unerlaubte Weiterverbreiten elektronischer Bücher. Apple hat noch keine näheren Angaben zu seinem Kopierschutz gemacht - aber bei Adobe heißt es, beim iPad komme das Adobe-System nicht zum Einsatz.

Im Musik- und Video-Shop iTunes Store verwendet Apple bereits eine eigene Kopierschutztechnik, die ohne großen Aufwand auf den iBook Store übertragen werden könnte. Wer also jetzt schon eine Sammlung von E-Books besitzt und diese gern auf dem iPad lesen will, befindet sich in einer schwierigen Situation. Dies ist so, als wenn man bei der Anschaffung einer neuen Stereo-Anlage alle Musik-CDs neu kaufen müsste.

Verzicht auf Kopierschutz kaum zu erwarten

"Es wird da einige potenziell schmerzliche Lektionen geben", sagt der für digitale Publikationen zuständige Adobe-Manager Nick Bogaty. Der dritte Weg von Apple beim Kopierschutz digitaler Bücher könnte die Verbraucher dazu bringen, erst einmal zurückhaltend beim Kauf von E-Books zu sein - solange wie sich die Hersteller nicht auf einen gemeinsamen Standard verständigt haben.

"Ich sehe nicht, dass Apple das Bedürfnis verspürt, als 'Kollaborateur' aufzutreten", sagt der Branchenexperte James McQuivey von Forrester Research. "Das ist nicht ihr Stil." Zwar wird es wohl Software für das iPad geben, mit der sich die E-Books fürs Kindle oder mit Adobe-Schutz lesen lassen. Der Anwender muss dann nur darauf achten, welches E-Book mit welchem Programm zu öffnen ist. Umgekehrt aber wird es wohl erst einmal nicht funktionieren, ein im iBook Store von Apple gekauftes E-Book auf einem anderen Reader anzuzeigen. Allenfalls auf einem Computer mit der iTunes-Software sollten sich die Apple-E-Books öffnen lassen.

Forrester-Experte McQuivey erwartet, dass die Spaltung in verschiedene E-Book-Lager noch auf einige Jahre hinaus bestehen bleibt. Letztlich könnten dann zwei Lager übrig bleiben, von denen eines das Kindle-System von Amazon sein wird. McQuivey denkt aber nicht, dass der Kopierschutz wie beim digitalen Musikvertrieb mit MP3 ganz aufgegeben wird. Denn im Unterschied zur Musik-CD sind gedruckte Bücher - auch wenn diese keinen Kopierschutz haben - mit den verfügbaren häuslichen Mitteln nicht so einfach ins digitale Format zu bringen.

Peter Svensson, apn