Diese Beharrlichkeit muss man bewundern. Seit Jahren führen Uwe und Hannelore Romeike aus Bissingen in Baden-Württemberg einen Kampf mit dem Staat. Die Eltern widersetzen sich der Schulpflicht für ihre fünf Kinder.
Sie wollen sie zu Hause unterrichten, religiöse Motive spielen eine Rolle. Die Wertevermittlung in staatlichen Schulen akzeptieren sie nicht. Das ist ihr Recht.
Für ihre Vorstellung von Kindeswohl haben die Eltern in Kauf genommen, dass der Nachwuchs schon vor drei Jahren statt mit dem Bus von der Polizei in die Schule gebracht wurde. Was das für die Kinder bedeutete, mag man sich nicht ausmalen. Ausmalen will man sich auch nicht, welche Spuren die „Flucht“ 2008 in die USA hinterließ.
Das Gefühl, nicht gewollt zu werden, gar verfolgt zu sein, kennen die Kinder lange. So ehrenwert die Sorge der Eltern ist, so übertrieben mutet das bisherige Ende der Geschichte an. Auf Beschluss eines Richters in Memphis, im US-Bundesstaat Tennessee, erhalten die Romeikes nun politisches Asyl in den USA.
Lange war es für Eltern in Deutschland schwierig, Kinder anders unterrichten zu lassen, als es die staatlichen Lehrpläne vorschreiben. Der Individualisierung der Lebensentwürfe wird die Schule oft noch nicht gerecht. Doch gerade in den vergangenen Jahren hat sich viel bewegt.
Die Privatschulen blühen und werden mehr, oft sind sie konfessionsgebunden oder verfolgen andere Ideale. Zuschüsse und Ausnahmeregeln ermöglichen auch Ärmeren den Besuch. Warum haben die Romeikes ihren Kindern nicht vieles erspart und hierzulande lange genug gesucht?
Es bleibt der Verdacht, dass sie nicht nur idealisieren, was Schule sein kann, sondern auch, was Gesellschaft sein muss. Mehr Gelassenheit werden sie auch in Tennessee brauchen.