Männig

Feedkonsum ideal: Der Reeder für den Mac

Heute Nacht ist sie nun endlich erschienen, die Mac-Variante des Feedreaders namens Reeder in ihrer ersten, öffentlichen Betaversion. Wer mich kennt, weiß, dass ich die Technologie der RSS-Feeds sehr schätze und intensiv nutze. Nichts erlaubt einen schnellere und effizientere Selektion und Aufnahme von Informationen. Webseiten und Apps einzelner Informationsanbieter können da aufgrund ihres reichlichen informationellen Rauschens in keinem, mir bekannten Fall mithalten. Der Reeder des Schweizer Entwicklers Silvio Rizzi ist schon seit einiger Zeit als iPhone-App erhältlich, wo er sich aus dem Stand als die Referenzklasse der Feedreader für iPhone und iPod Touch etablieren konnte. Seit einiger Zeit ist das Programm auch in einer Version für das iPad zu haben, und man hört von seinen Nutzern ebenfalls durchgehend große Begeisterung.

Nach einigen längeren Versuchen mit unterschiedlichen Feedreader-Programmen für den Mac nutze ich schon seit einiger Zeit wieder fast ausschließlich das Web-Interface des Google Reader zum mehrfach täglichen Lesen der für mich relevanten, aktuellen Nachrichten und Blogs. Als Deckelchen zur optisch gefälligeren, saubereren Darstellung hat sich dabei der Helvetireader bewährt. Trotz dieser Optimierungen auf dem Mac habe ich aber festgestellt, dass ich, wenn ich es wirklich eilig habe oder sich viele ungelesene Meldungen angehäuft haben, das Lesen auf dem iPhone vorziehe. Das geniale Interface des Reeder gleicht das kleine Telefondisplay mehr als aus, weil es stets genau auf die relevanten Informationen fokussiert und alle relevanten Services und Tools einbindet.

Umso mehr Spannung herrschte natürlich in Erwartung der bereits länger angekündigten Reeder-Applikation für das MacOS-Betriebssystem. Das nun als öffentliche Vorabversion verfügbare Programm versteht sich als Beta 1, ist also in seinen Feinheiten noch nicht vollständig. Dennoch kann es umgehend überzeugen, insbesondere natürlich dann, wenn man mit der Bedienlogik von iPhone oder iPad schon vertraut ist. Das Reeder-Fenster teilt sich in drei Spalten: Ganz links die Übersicht der Ordner, die sich per Mausklick oder Tastaturkürzel aufklappen lassen, um die einzelnen, abonnierten Feeds darzustellen. Diese Spalte blendet sich mit angenehmer Animation automatisch aus, wenn sie nicht benötigt wird. Es folgt eine Spalte mit der gewohnten Übersicht der Artikel, in der Icon und Name des Feeds, sowie Überschrift und die ersten Zeilen des Artikelinhalts dargestellt werden. Ganz rechts schließlich die Contentspalte, in der der Feedinhalt, optional aber auch der Originalartikel dargestellt wird.

Silvio Rizzi hat auf keines der Erweiterungsmodule verzichtet, die man bei den iOS-Versionen des Reeder schon lieb gewonnen hatte. Die Sharing-Funktionen beinhalten alles, was Rang und Namen hat oder Nutzen bietet: Notizen im Google Reader selbst werden genauso unterstützt wie Instapaper, Read it Later, Pinboard, Delicious, Zootool, Twitter und die leseoptimierte Darstellung mit Instapaper oder dem Google Mobilizer. Fast alle Funktionen sind schnell über Tastaturkürzel zu erreichen, wenn sich auch – zumindest mir – die Kürzel selbst nicht sofort durchgängig und emotional erschlossen haben. Nach einigen Minuten hat man sich jedoch die wichtigsten Kürzel antrainiert und manövriert schnell und sicher durch Ordner, Feeds und Spalten. Was leider noch fehlt, sind Tastaturkürzel für die beschriebenen, vielfältigen Share-Funktionen des Programms. Die müssen derzeit noch über ein Pulldown-Menü oder über frei konfigurierbare Buttons in der Symbolleiste angesteuert werden. Es steht aber zu erwarten, dass der Entwickler hier noch nachlegen wird.

Die Symbol-, wie auch die Statusleiste könnten etwas schlanker sein, was für Tastentäter für etwas mehr Raum im Contentbereich sorgen würde. Was ich mir ebenfalls wünschen würde, wären Konfigurationsmöglichkeiten für die Detaildarstellung der Feeds in der rechten Spalte. Als angenehm empfände man hier eine Serifenschrift analog der Darstellung im Instapaper Reader. Schön wäre es ebenfalls, die von iOS gewohnte High Contrast-Darstellung für die braun eingefärbte Übersichtsspalte auch im Reeder für den Mac vorzufinden. Alterssichtige Menschen wie ich tun sich beim Lesen mit stärkeren Kontrasten einfach leichter. Auch die Grautöne, die hinter Ordner und Feeds in der linken Spalte gelegt wurden, könnten sich noch etwas deutlicher unterscheiden.

Alles in allem sorgt der Reeder auch in seiner Mac-Variante für die fast schon erwartete Begeisterung. Schon nach kurzer Zeit der Eingewöhnung arbeitet man mit dem schnellsten und optisch gefälligsten Feedreader, den man je unter den Tasten hatte. Flinker und gleichzeitig luxuriöser als Googles Online-Interface ist er natürlich allemal. Nach einer guten Stunde intensiven Testens ist jetzt schon klar, dass dies mein neuer Begleiter für meine täglichen Informationskonsum wird.

Eine Top-Empfehlung für ein Tool, für die man gern einige Euro in die Lizenzgebühr investiert, sobald die finale Version des Reeder vorliegt!

Ergänzung am 7. Dezember 2010

Inzwischen Liegt Reeder für den Mac in der Version 1.0 Draft 3 vor. Der Entwickler ist nicht untätig geblieben. So lassen sich beispielsweise die Schriftgröße und die Schrifttype in der rechten Spalte frei bestimmen, und das Share-Menü ist mit dem Tastenkürzel Shift-t erreichbar. Sehr interessant ist die Betrachtung von Daniel Kennett zur Ergonomie des Reeder. Kennett geht allerdings von einer weitgehenden Mausbedienung des Programms aus, während ich, soweit irgend möglich, eher zur Bedienung per Tastatur neige.