Wenn sich Popstars im Studio versammeln, um ein vorweihnachtliches Lied für den guten Zweck aufzunehmen, steht dem Hörer gemeinhin Schlimmes bevor: großes Pathos, ein Choral zum Weltumarmen, heile, heile Segen.

In diesem Jahr wird nun wirklich alles gut. Mehr als 40 englische Musiker sind zusammengekommen, um besinnliche Stille auf einen Datenträger zu bannen. Cage Against The Machine heißt das Projekt , das sich anschickt, die Spitze der britischen Weihnachtshitparade zu erstürmen. Wie schon im vergangenen Jahr organisierte sich der Protest gegen die Dominanz adventlicher Castingshow-Kandidaten-Retorten-Songs auf Facebook. Killing In The Name von Rage Against The Machine richtete es 2009, diesmal soll der Avantgarde-Klassiker 4’33 von John Cage zur Nummer 1 im Weihnachtsgeschäft werden.

Der Komponist hat das Werk 1952 als instrumentale Stille konzipiert. So stellte sich nun die Frage: Wie bringt man ein unhörbares Stück Musik in die Charts? Es braucht eine Aufnahme, die käuflich zu erwerben ist.

Enthusiastische Widerständler schritten zur Tat. Am Montag trafen sich unter anderem Billy Bragg , Luke Pritchard von den Kooks , der Elektrotüftler Orbital und der Popproduzent Paul Epworth in den Londoner Dean Street Studios, um gemeinsam zu schweigen. Vier Minuten und 33 Sekunden lang. Keine leichte Aufgabe für so viele expressive Individuen in einem Raum.

Am 13. Dezember wird die Single bei der Plattenfirma Wall of Sound veröffentlicht. Die Erlöse kommen Wohltätigkeitsorganisationen zugute. Auch aus der Wahl der Begünstigten lässt sich ein gewisser Sarkasmus herauslesen: Unter anderem soll die British Tinnitus Association vom Geschäft profitieren.

Bisher hat die Unternehmung rund 70.000 Facebook-Freunde gewonnen. Sollten sie alle die Hitsingle kaufen, könnte es klappen: John Cage an der Spitze der Charts. Frohe Weihnachten, stille Nacht!