Im März 2020 lädt der Papst zahlreiche Ökonomen und Unternehmer zu einer Wirtschaftskonferenz nach Assisi. Soll der Dialog gelingen, muss sich Franziskus von liebgewonnenen Feindbildern lösen.
Die katholische Kirche tut sich schwer mit wirtschaftlichen Belangen. Das zeigt sich nicht nur bei der Anlage des eigenen Finanzvermögens, bei welcher der Vatikan in den vergangenen Jahren vor allem durch Skandale von sich reden gemacht hat. Als eher verkrampft muss auch das Verhältnis des Heiligen Stuhls zur Marktwirtschaft bezeichnet werden. Unter Papst Franziskus sind die Angriffe auf Markt und Kapital schärfer geworden. «Diese Wirtschaft tötet», klagte der argentinische Pontifex maximus schon 2013, und seither ist sein Unmut kaum kleiner geworden. Staatlichen Eingriffen scheint der ranghöchste Kirchenvater weit mehr Wohlwollen entgegenzubringen als privatwirtschaftlichen Initiativen.
Im Jahr 2020 will Franziskus nun vorwärtsmachen auf dem Weg zu einer «fairen» Wirtschaft. Er organisiert per Ende März eine dreitägige Konferenz, zu der – vor allem junge – Ökonomen und Unternehmer aus aller Welt eingeladen werden. Gemeinsam soll studiert und diskutiert werden in Richtung einer «anderen Ökonomie, die Leben schafft und nicht tötet», so die Formulierung im päpstlichen Einladungsschreiben. Nobelpreisträger wie Muhammad Yunus und Amartya Sen haben bereits ihre Teilnahme zugesagt. Stattfinden soll das Treffen in Assisi, dem Geburtsort des heiligen Bettelmönchs und Ordensgründers Franziskus, dessen Name der heutige Papst aus Ehrerbietung trägt.
Es ist zu begrüssen, wenn sich die Kirche in die Diskussion um eine zukunftsfähige Wirtschaftsordnung einbringt. Die unter dem Titel «Die Ökonomie von Franziskus» geplante Konferenz kann hierzu einen Beitrag leisten. Zu hoffen ist, dass die Kirchenvertreter dabei den Blick erweitern und Gewinnstreben nicht allein schon deshalb mit Missmut begegnen, weil es Eigennutz – statt Altruismus – entspringt. Entscheidend ist, dass solches Streben auch Werte ermöglicht, die der Allgemeinheit – also namentlich auch den Armen – zugutekommen. Nicht ohne Grund stiess im Mittelalter ausgerechnet der Bettelorden von Franziskus einige der wichtigsten geistigen Entwicklungen an, in deren Gefolge das Geldwesen sich produktiv zu entfalten vermochte. An dieses historische Erbe gilt es anzuknüpfen.