Kinderbücher für Liberale – mit den Tuttle-Zwillingen auf Entdeckungsreise und den Spuren der Wirtschaftsklassiker

Man kann trefflich darüber streiten, was in der Schule alles gelehrt werden sollte. Wirtschaft und die Philosophie der Freiheit dürften jedenfalls zu kurz kommen. Eine private Initiative will das ändern und bringt dem Nachwuchs die Begriffe mit Kinderbüchern näher.

Michael Rasch, Frankfurt
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Friedrich August von Hayek.

Friedrich August von Hayek.

Kann man den liberalen Klassiker «Der Weg zur Knechtschaft» des Wirtschaftsnobelpreisträgers Friedrich August von Hayek elegant für Kinder aufbereiten? In stark reduzierter Form geht das tatsächlich, wie der amerikanische Autor Connor Boyack mit seinen Kinderbüchern über die Tuttle-Zwillinge zeigt. Boyack ist Präsident des Libertas Institute, einer öffentlichen Denkfabrik im amerikanischen Gliedstaat Utah. Im neusten ins Deutsche übersetzten Werk «Die Tuttle-Zwillinge auf dem Weg nach Surfdom» wird den Nachwuchsliberalen erklärt, dass es nicht immer gut sein muss, wenn der Staat die Wünsche der Bürger erfüllt.

PD

Die beiden Zwillinge Ethan und Emily forschen über den Bau einer neuen Strasse zum lokalen Surfklub und finden dabei heraus, wie dadurch eine ganze Region zerstört werden kann. Illustriert ist das Buch wie immer von Elijah Stanfield, dem Inhaber der Medienfirma Red House Motion Imaging in Washington.

Mit den Büchern, die sich an Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren richten, sollen den Kleinsten bereits ökonomische Grundsätze und die Philosophie der Freiheit nahegebracht werden, die nach Ansicht des Autors und der Förderer der Kinderbuchserie an den Schulen kaum unterrichtet werden. Laut dem deutschen Übersetzer Enno Samp vermitteln die herkömmlichen Kinderbücher oftmals eher Kapitalismuskritik, während bei den Tuttle-Zwillingen die Bedeutung von Freiheit, Markt und Wirtschaft sowie Selbständigkeit und Eigenverantwortung im Vordergrund stehen.

Inzwischen sind sieben Büchlein ins Deutsche übersetzt. Jeder Band der Reihe vermittelt die Kernaussagen eines der wichtigsten Klassiker der liberalen Literatur, darunter beispielsweise «Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft» von Henry Hazlitt, «Schwerter zu Pflugscharen» von Ron Paul, «Der Streik» von Ayn Rand oder «Die Kreatur von Jekyll Island» von G. Edward Griffin. Bei Letzterem werden beispielsweise die Entstehung und die Geschichte des Geldes sowie die Begriffe Banken, Sparen, Tauschhandel und Inflation erklärt. Die nett geschriebenen und liebevoll illustrierten Kinderbücher dürften nicht nur etwas für libertäre und liberale Eltern sein, sondern Mütter und Väter weit darüber hinaus erfreuen und inspirieren. Zumindest Hayek hätte wohl sehr Gefallen an den Kinderbüchern gefunden.

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