Das Arsenal des digitalen zivilen Ungehorsams

Linus hat heute hier im Blog die DDos-Angriffe gegen US-Unternehmen kommentiert, die aktuell die Geschäftsbeziehungen zu Wikileaks reihenweise beenden. Ziel des Kommentares war, auch mal eine Diskussion anzustossen, ob solche Maßnahmen für digitalen Protest genutzt werden sollten. Eine (im Gegensatz zu den meisten Kommentaren im Originalpost) fundierte Gegen-Meinung dazu gibt es von John F. Nebel von metronaut.de, die wir hier mal in Gänze posten: Die Arsenal des digitalen zivilen Ungehorsams.

Am 3. Dezember setzte JP Barlow diesen vielbeachteten Tweet ab:

The first serious infowar is now engaged. The field of battle is WikiLeaks. You are the troops. #WikiLeaks

Das ist natürlich übelste Kriegsrhetorik. Und dennoch liegt tatsächlich so etwas wie “Infowar” in der Luft. Anfangs stand die Wikileaks-Seite unter massivem Druck von DDos-Attacken unbekannter Herkunft. Mittlerweile scheint diese Methode angesichts von mehr als 1000 Mirrors eher wenig zu bringen. Viel eher wirkten die anderen Versuche, Wikileaks zu schaden. Das Abklemmen der Finanzströme durch Paypal, Visa, Postfinance und Mastercard. Gleichzeitig weigerte sich Amazon, die Wikileaks-Daten weiter auf ihren Servern zu hosten und EveryDNS klemmte die Domain wikileaks.org ab. Bei Twitter wurde #wikileaks – aus welchen Gründen auch immer – nicht als Trending Topic angezeigt.

Mittlerweile haben auch die Befürworter von Informationsfreiheit und Wikileaks zu Mitteln des Protests gegriffen. Zu den harmloseren Varianten gehört der Aufruf zum Boykott der oben genannten Firmen samt massenhafter Kündigung der Accounts. Gleichzeitig raste ein Shitstorm über diese Firmen hinweg. Er reichte von Unmutsäußerungen bis zu Fotomontagen und satirischen Darstellungen, die auf den Markenkern der beanstandeten Unternehmen zielen.

Andere Gruppierungen im Netz greifen zu etwas brachialeren Mitteln: sie setzen seit Tagen Finanzdienstleister wie Postfinance.ch und aktuell Mastercard.com unter Druck. Mit Erfolg: Die Seiten waren und sind teilweise für Stunden vom Netz. Netzpolitik.org hat diese Form des digitalen Protests gerade scharf verurteilt:

DDoS-Attacken sind das ‘Hacken’ der Nichthacker, ungefähr so elegant wie eine Plünderung als politische Protestform: Sie sind das plumpeste, ineffektivste und kontraproduktivste, was man im Internet tun kann. Wenn dir gar nichts anderes mehr einfällt, dann eben DDoS oder Steinewerfen.

Diese Aktionsformen würden der Gegenseite nutzen, die nach Regulierung rufe. Hier macht sich Netzpolitik die Argumente der Gegenseite zu eigen. In vorauseilendem Gehorsam wird dem nächsten Reglementierungspolitiker, der Satzbaustein in den Mund gelegt.

Natürlich sind DDos-Attacken nicht die feine Art des Lobbyings – und dennoch vergisst Netzpolitik, dass es eine lange Tradition dieser Protestform gibt. DDos-Attacken sind ja nicht nur mit Bot-Netzen denkbar, sondern auch als aktive Demonstration von einzelnen Usern, die durch massenhaftes Aufrufen einer Seite, diese dann blockieren. Das ganze wäre dann eine Online-Demonstration und damit auf jeden Fall eine Form des zivilen Ungehorsams. Diese Form des Online-Aktivismus ist seit 1995 nachgewiesen und wurde mit dem Electronic Disturbance Theater (EDT) bekannt.

Die wohl bekannteste deutsche Online-Demonstration war mit der “Deportation.class”-Kampagne gegen die Lufthansa und ihre Mitwirkung bei Abschiebungen verbunden. Während einer Aktionärsversammlung sollte die Webseite lufthansa.com blockiert werden. Lufthansa stellte damals eine Anzeige. In einem Revisionsverfahren wurde der Angeklagte im Jahr 2006 freigesprochen. In der Begründung des Gerichts wurde festgestellt, dass eine Online-Demonstration „weder das Tatbestandsmerkmal der Gewalt, noch das der Drohung mit einem empfindlichen Übel“ erfülle.

Wer also auf picklige Teenager schimpft, die sich mit ihren Mitteln am Protest für Informationsfreiheit beteiligen, der verschiebt den Rahmen der Handlungsmöglichkeiten und die Definition, was digitaler Protest sein darf. Gerade, dass Netzpolitik in diese Kerbe schlägt ist hier wenig förderlich. Es sollte in diesen Zeiten eher das Ziel sein, die Grenze des digitalen zivilen Ungehorsams zu Gunsten der netzpolitischen Bewegung zu verschieben. Gute Erfahrungen in dieser Richtung hat die Anti-Atom-Bewegung gerade gemacht. Hier wurde das “Schottern” zur in weiten Kreisen als legitimes Mittel angesehene Aktionsform verschoben. Das ist die richtige Stoßrichtung – und nicht eine “digitale Gewaltdebatte”, die nur zur Spaltung beiträgt.

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130 Ergänzungen

  1. Wie ich schon im Originalpost zu diesem Artikel geschrieben hatte:

    @metronaut: Guter Kommentar (Im Gegensatz dazu, was hier bisher als Verteidigung der DDos-Attacken geschrieben wurde). Ich bin mir aber imme rnoch unsicher, ob die Deportation-Class-Demonstration mit den aktuellen Aktionen vergleichbar ist. Da gab es ein konkretes politisches Anliegen, aktuell sehe ich nur Wut auf Unternehmen ohne politische Begleitung.

  2. Ich werde nichts zur „angestoßenen Diskussion“ beitragen, aber ich glaube, ich gönne mir mal eine netzpolitik.org-Auszeit. Diese elitäre wir-haben-den-Durchblick-Gehabe einiger Autoren in letzter Zeit hat für mich heute den Höhepunkt erreicht.

  3. Ich frage ich, ob …

    > Das Abklemmen der Finanzströme durch Paypal,
    > Visa, Postfinance und Mastercard.

    … irgendwann zu einem finanziellen Streisand-Effekt führt. Ich hab auf die Nachricht jedenfalls erstmal ordentlich Geld per guter alter Überweisung gespendet ;)

  4. „Ziel des Kommentares war, auch mal eine Diskussion anzustossen, ob solche Maßnahmen für digitalen Protest genutzt werden sollten.“

    Habt Ihr das aus der BILD oder bei Thilo abgeschrieben?

    „Diskussion anzustossen“ Haha … Linus hat sich massiv in der Wortwahl vergriffen.

    Für wie dämlich werden die Leser hier eigentlich gehalten?

  5. „(Im Gegensatz dazu, was hier bisher als Verteidigung der DDos-Attacken geschrieben wurde)“

    Tut mir Leid, das Niveau des Ursprungsartikels war der Art im Keller, da darf man sich über schlechte Kommentare nicht wundern. Die sind immer nur so gut wie der Artikel selbst.

    1. @Troll: Und das soll man als Gott-gegeben hinnehmen? Wie wäre es mal, auf einen (Deiner Meinung nach schlechten) Kommentar mit einem intelligenten Kommentar zu antworten und Deine Weisheit zu zeigen. Meinst Du nicht, das würde mal überraschen?

      1. „@Steve: “Für wie dämlich werden die Leser hier eigentlich gehalten?” Wenn ich mir hier die Kommentare durchlese…“

        OK. Das war’s dann wohl endgültig. Unqualifizierte Publikumsbeschimpfung war lustig, wenn’s Sid Vicious gemacht hat. Musterschüler durften das noch nie.

        Letzter Tipp: „Der Untertan“ (H. Mann) zehnmal in Marmor meisseln und euch die Marmortafeln anschliessend gegenseitig so lange über den Schädel ziehen bis es dämmert…

        So long, good bye!

  6. @markus:

    Wie man an den derzeitigen Aktionen gegen WikiLeaks sehen kann, ist zwischen Politik und Firmen nicht mehr so einfach zu trennen.

    WikiLeaks wird (zumindest kurzzeitig) finanzieller Schaden zugefügt und die Netzgemeinschaft fügt den verantwortlichen dafür finanziellen Schaden per DDoS zu.

    Man könnte es auch wirtschaftliche Sanktionen nennen, wenn es von einem Staat ausgehen würde. Es sind aber die Bürger die da Sanktionieren und einfach klar machen. SO nicht!

  7. Diese Aktionsformen würden der Gegenseite nutzen, die nach Regulierung rufe. Hier macht sich Netzpolitik die Argumente der Gegenseite zu eigen.

    Wenn ich mich für ein freies Netz, für freie Meinungsäußerung stark mache, dann richtet sich dieses Engagement gegen jede Möglichkeit, andere mundtot zu machen. Ich bin auch gegen die Zensur von Nazis und sonstigen Idioten.

    und dennoch vergisst Netzpolitik, dass es eine lange Tradition dieser Protestform gibt.

    Nur dass eine Protestform eine lange Tradition hat, legitimiert sie doch nicht. Brennende Kreuze in der Nacht haben auch eine lange Tradition. Da muss schon mehr als Rechtfertigung kommen.

    als aktive Demonstration von einzelnen Usern, die durch massenhaftes Aufrufen einer Seite, diese dann blockieren.

    Das wäre tatsächliche Handarbeit, und in gewisser Form auch wieder eine ‚faire‘ Demonstration. Hier wird ja die Analogie zu Sitzblockaden angestrengt – die macht man auch mit gleichen Chancen: Jede Person 1 Platz. Keine Einwände meinerseits, außer dass niemand so DDoSt.

    Protest für Informationsfreiheit beteiligen

    Ausgerechnet mit Mundtotmachen via DDoS für die Informationsfreiheit zu demonstrieren finde ich etwas unglücklich.

    was digitaler Protest sein darf

    Ich behaupte nicht, dass DDoS nicht sein dürfe. Ich bedaure nur seine mangelnde Nachhaltigkeit und Plumpheit. Sich mit so einem Pippifax als Rebellen oder sonstwas zu gerieren ist lächerlich.

    die Grenze des digitalen zivilen Ungehorsams zu Gunsten der netzpolitischen Bewegung zu verschieben

    Ich kann verstehen, wenn meine Analogie zu Plünderungen und Steinewürfen gleichgestellt wird mit dem Absprechen der Legitimität. So meine ich es aber nicht. Ich versuche Aktionen nach ihrer Wirkung zu bewerten und mein Handeln danach zu richten. Die Wirkungen von Prlünderungen und Steinwürfen waren in den seltensten Fällen förderlich für ihre Sache. Ähnlich empfinde ich es bei DDoS – zumindest steht ein Gegenbeweis aus. Ich bin sofort beim nächsten DDoS dabei, wenn MasterCard oder Postfinance (und bald dann wohl Visa) bekannt geben „Mit der DDoS habt ihr es uns gegeben. Wir lassen WL wieder zu“

    1. @Linus:

      Ausgerechnet mit Mundtotmachen via DDoS für die Informationsfreiheit zu demonstrieren finde ich etwas unglücklich.

      Egal wie mal zu den DDoS-Attacken steht, aber dieses Argument ist doch lächerlich. Möchtest Du allen Ernstes behaupten, man könne einen internationalen Konzern wie Mastercard oder PayPal „mundtot machen“, indem man deren Webseite für ein paar Stunden lahmlegt? Hast Du irgendwie den Eindruck, dass seitens dieser Firmen plötzlich ein Informations-Defizit entstanden ist, weil sie „mundtot gemacht“ wurden?

      Wäre ja nicht so, als hätten solche Unternehmen keine Presse-Abteilungen, die jederzeit innerhalb von Minuten den eigenen Standpunkt über die internationalen Medien lancieren können…

      Insofern habe ich in dieser Hinsicht absolut kein Mitleid mit den Opfern, und halte jegliches Geschrei von „Zensur“ und „Mundtotmachen“ für reichlich übertrieben.

  8. DDos Attacken treffen aber die Unternehmen da, wo es weh tut – an der Unternehmenskasse. Ich will das nicht gut heissen, aber in dem Fall dürfte es der effektivste Prozess sein.

  9. @markus:

    Hast Du es immer noch nicht verkraftet, dass die meisten den letzten Beitrag für massiven Unfug gehalten haben?

    (Tipp vom Laien: Vllt. lag es an der Qualität und den wirren Gedankengängen des letzten Beitrags?)

  10. Auch Mal ein Cross-Post von drüben:

    Du bringst zwar mit dem Lufthansa-Fall einen validen Referenzfall, aber Du ignorierst das, was es daraus zu lernen gab.

    1. Die virtuelle Demonstration gegen Lufthansa war bemerkenswert erfolglos. Die Seite der Lufthansa war – trotz damals behaupteter Effekte – fast durchweg erreichbar. Der einzige Erfolg war (auch relativ geringe) Medienresonanz. Angesichts der Vielzahl von DDOS-Attacken ist selbst die nicht mehr zu bekommen wenn man sich

    2. an Spielregeln hält. Die Lufthansa-Demo stellte faire Regeln für den Protest auf: Erlaubt war nur simples Abrufen der Webseite, das Ganze fand für den Protestierenden nachvollziehbar auf dem Bildschirm statt. Was gegen Wikileaks oder Mastercard gefahren wird, hat damit jedoch nichts zu tun. Hier entscheiden ein paar Leute, dass sie den gegnerischen Standpunkt nicht leiden können und führen ein paar Skripte aus, die keinerlei Bezug mehr zur Realität oder der vermeintlichen Unterstützung einer Peergroup zu tun haben. Wenn man mit diesen Mitteln kämpft, werden die verlieren, die nicht Mal eben Akamai oder Anti-DDOS-Spezialisten und deren Infrastruktur bezahlen können.

  11. Da genügt doch ein Blick in die aktuelle Fassung des StGB „§ 303b Computersabotage“ oder „§ 317 Störung von Telekommunikationsanlagen“, um zu erkennen, daß die heutige Rechtsprechung hier restriktiv genug ist, um DDoS-Angriffe welcher Art auch immer als Straftatbestand zu werten.
    Das mag bei 10000 Usern, die gleichzeitig eine Site zur Blockade aufrufen, noch schwierig nachweisbar sein, wird aber eindeutig, wenn aus wenigen Quellen eine konzentrierte Aktion stattfindet. Alleine bereits der Aufruf zur DDoS-Attacke ist strafbar gemäß StGB.
    Jeder konservativ geprägte Politiker (und ob man es mag oder nicht, diese geben derzeit noch den Ton an) wird dies zum Anlass nehmen, sein Bild der „Netzgemeinde“ entsprechend zu justieren und mit dem Finger auf die Schurken zeigen. Von der dadurch besser legitimierten Umsetzung ungeliebter technischer Maßnahmen per Gesetzgeber ganz zu schweigen.
    Wir wollen und dürfen keinen digitalen Krieg fürhren. Das machen bereits die anderen, die wir stets verteufelt haben. Sich derer Mittel zu bedienen und digitale Gewalt anzuwenden erinnert an die Legitimation einer RAF in den 70ern. Eine digitale RAF wollen wir nicht, denn wir wissen, wohin das führt. In eine Spirale, aus der nur schwer wieder herauszukommen ist.

  12. Irgendwie erinnert mich das grad alles an Stirb Langsam 4.0 – alles Probeläufe für den Firesale(TM) ;-)

    1. @Daniel: Zitat Ulrike Meinhof:
      „Wirft man einen Stein, so ist das eine strafbare Handlung. Werden tausend Steine geworfen, ist das eine politische Aktion. Zündet man ein Auto an, ist das eine strafbare Handlung, werden hunderte Autos angezündet, ist das eine politische Aktion.“

      Gewalt ist Gewalt, sei es durch digitale oder reale Steine. Ob man einen Brandsatz in die Springer-Redaktion wirft oder deren digitale Geschäftsgrundlage lahmlegt ist von der Motivation her gleich. Der einzige Unterschied ist das fehlende Risiko menschlicher Opfer.
      Wenn es wegen Wikileaks legitim ist, Paypal, Visa und Mastercard lahmzulegen, so finden sich genug andere, die sich dieselbe Legitimation für Springer herausnehmen werden. Dann für Privatsender, die Regierung, andere Regierungen, Banken, Versicherungen, usw.
      Gewalt ist keine Lösung für Dinge, die uns nicht passen. Und DDoS und Konsorten sind Ausprägungen digitaler Gewalt. Ohne Wenn und Aber.
      Das ist die Art von selbst ernannter Legitimation, die sich eine Ulrike Meinhoff zurechtschrieb. Siehe oben.

  13. Man sollte auch nicht vergessen, dass es zu massiven Kollateralschäden kommen kann. Wenn der Hoster von Webseiten mehrere Kunden auf demselben Server hat (was bei kleineren Hostern in jedem Fall so ist), werden durch das Abschießen des Servers auch die anderen Webseiten vom Netz genommen. Der Schaden gegen das Justizbüro und Co ist auch deutlich weniger gravierend als bei rein online agierenden Firmen wie PayPal. Durch das Runterbringen von PayPal wiederum werden auch alle Webseiten und Händler, die PayPal für die Abrechnung ihrer Dienste nutzen, ebenfalls angegriffen, da sie keine Geschäfte mehr abwickseln können und ich bezweifle stark, dass sich die Händler von PayPal abwenden werden.

    Die Frage ist also auch, ob man bei all der Unsauberkeit im aktuellen Kampf gegen WikiLeaks bereit ist, auch Kollateralschäden in Kauf zu nehmen – womit wir endgültig in Kriegsdimensionen denken.

    Konstruktiver als DDoS wäre in meinen Augen, sich Gedanken um die Robustheit von WikiLeaks zu machen. Mirroring ist nur der Anfang – wie siehts mit einer Erweiterung von Flattr zur PayPal-Alternative aus? Wer macht Druck auf Politiker, dass sie – anstatt WikiLeaks / eine Person von WikiLeaks anzugreifen – sich mal die Enthüllungen anschauen und beispielsweise Aufklärung wegen der Spionagevorwürfe in der UN fordern? In der Vergangenheit war meines Wissens nach noch keine Erpressung mit DDoS gravierend genug, um Forderungen durchzusetzen – da waren andere Aktionen wirkungsvoller.

  14. @Oliver Fels:
    „Jeder konservativ geprägte Politiker wird dies zum Anlass nehmen, sein Bild der “Netzgemeinde” entsprechend zu justieren und mit dem Finger auf die Schurken zeigen.“

    Oha. Also ich hätte kein Problem damit, wenn Schurken mit dem Finger auf mich zeigen und Schurke rufen. Ich würds eher belustigend finden. So wie die sich darüber lustig machen, dass sie uns so gut vortäuschen können, zu einem Dialog bereit zu sein.

  15. Haben wir hier einen „Infowar“? Mag sein, aber wenn dem so ist, dann gewinnt der, der seine Waffen am weisesten wählt und DDoS ist, aus den bereits genannten Gründen, keine sehr weise Wahl.

    Gerade den Verfechtern der Informationsfreiheit sollte bewusst sein, dass die stärkste Waffe die öffentliche Meinung ist.

  16. Illegale Methoden- und das sind die DDoS-Attacken- diskreditieren auf Dauer die eigene Sache, eben die Informationsfreiheit. Viel besser: Spiegelseiten anlegen und vor allem Geld spenden. Und eine Infrastruktur für weitere Spendenmöglichkeiten schaffen, z.B. Fördervereine für Informationsfreiheit gründen. Diese können Geld sammeln, was zur Not bar an wikileaks geht, wenn deren Konten gesperrt werden.

  17. Erstens: Denkste wir können nicht selber lesen? Können wir aber. Und den Metronauten schon dreimal.
    Zweitens; schlapper Rückzieher, Verstärkt eher den äusserst unschönen Eindruck von Obrigkeitsgehabe und Arroganz der sich hier ausbreitet. Motzt der ungewaschene Pöbel, ziehen wir halt einen „Experten“ hinzu, der eher seinen Geschmack trift. So billig kommt ihr nicht davon!

  18. Diese ganze Schnellleck-Geschichte ist bislang nichts weiter als ein Sturm im Wasserglas. Der einzige, der bislang verhaftet wurde, ist Assange selbst. Die Bankster und Politkriminellen laufen weiterhin frei rum und üben sich in Agitation und Propaganda.

    Was stört es die Eiche, wenn sich das Schwein an ihr scheuert?

  19. Da sich die Diskussion in die Kommentare dieses Posts zu verlagern scheint, hier nochmal die Kopie meines Kommentares von drüben, der hoffentlich nicht mit „im Gegensatz zu den meisten Kommentaren im Originalpost“ gemeint war. (Übrigens mutig die mangelnde Kommentarqualität eines Artikels zu bemängeln der in der Überschrift erstmal mit einem Nazivergleich startet).

    So wichtig und richtig ich eine Debatte darüber finde mit welchen Mitteln wir uns gegen die zunehmende Einschränkung unserer Freiheit zur Wehr setzen, so unausgegoren finde ich diesen Artikel. Man merkt deutlich, dass es nicht darum geht sich mit dem Sinn oder Unsinn der DDoS-Attacken auseinander zu setzen.

    Ich finde die Arbeit, die Netzpolitik.org und andere machen, wichtig und gut. Ich bewundere sie für ihren unermüdlichen Einsatz und den Willen die Netzpolitik durch Aufklärung und Überzeugung zu einer besseren zu machen. Aber leider sind viele der Adressaten taub für Argumente. Viele der Gesprächsrunden etc. haben für die Politik keineswegs das Ziel eine gute Netzpolitik zu machen, sondern dienen nur dazu Kräfte zu binden und die Netzgemeinde zu beruhigen. Das soll jetzt nicht bedeuten dass diese Arbeit unnütz ist. Aufklären und den Dialog zu suchen muss immer der erste und wichtigste Ansatz bleiben um Probleme zu lösen.

    Wenn aber, wie im Fall Wikileaks, durch die beteiligten und betroffenen Politiker, Regierungen und Unternehmen ein regelrechter Krieg begonnen wird, muss man sich die Frage stellen, ob Gespräche und Aufklärung als einzige Mittel noch ausreichen.

    Daher befürworte ich die derzeit laufende Aktion Operation Payback. Im Gegensatz zum Autor dieses Artikels glaube ich auch nicht, dass da einfach ein paar pickelige, jugendliche Vandalen ihr Unwesen treiben, die mit diesen Attacken ihr Ego aufpolieren wollen.

    Diese Attacken basieren nicht auf einem ferngesteuerten Botnetz, dass von ein paar wenigen Personen ohne das Wissen der betroffenen Computerbesitzer gesteuert werden. Im Gegenteil, die Teilnehmer haben sich freiwillig zur Unterstützung gemeldet, sie setzen sich mit ihrem Einsatz dabei einem Risiko aus ohne dass sie dafür eine persönliche Anerkennung bekommen.

    Genau wie bei den vielen Wikileaks Mirrorseiten wird dabei klar, dass es eine große Anzahl an Menschen im Netz gibt, die mit den derzeitigen Vorgängen nicht einverstanden sind. Und derzeit zeigen diese, dass sie zusammen im Netz mächtiger sind als die gegnerischen Regierungen und Konzerne. Diesen ist es trotz großer Anstrengungen nicht gelungen Wikileaks aus dem Netz zu bekommen. Im Gegenteil. Umgekehrt gelingt es ihnen aber nicht, sich ähnlich erfolgreich gegen die jetzt laufenden Attacken zur Wehr zu setzen.

    Diese Demonstration, dass sich schon ein kleiner Teil der Netzgemeinschaft erfolgreich wehren kann ist meiner Meinung nach unglaublich wichtig.

    Denn erst wenn den Herrschenden klar wird, dass sie das Internet nicht mundtot machen können und dass es eine wachsende Bereitschaft gibt sich zu wehren, können wir darauf hoffen, dass sie zu einem ernsthaften Dialog bereit sind.

  20. Für mich sind „DDoS-Angriffe“ eine Art demokratisches Mittel, um seine Meinung im „digitalen Leben“ kundzutun. Natürlich sollte man auch gleichzeitig die jeweiligen Seiten boykottieren, da es nicht sehr hilfreich ist eine Seite zu DDoSen und dort immer noch zu kaufen.

    Überhaupt finde ich, dass gerade im Zeitalter des Internets, die Bestrafung von Wirtschaftsunternehmen durch Boykotts, eigentlich zum guten Ton gehören sollte. Denn nur so trifft man die Unternehmen, wo sie etwas bemerken – am Portmonee.

    Es müsste eine Plattform für Boykott Aufrufe geben, so eine Art Internetpranger: Entlässt ein Unternehmen Mitarbeiter nur damit die Bilanz schöner aussieht -> Boykott. Werden Mitarbeiter ausgenutzt -> Boykott. Tritt ein Unternehmen Rechte mit Füßen -> Boykott.
    Eine Abstrafung unethisch und unehrlich handelnder Unternehmen, durch ihre Kunden.. das wäre mal was.

  21. Man, hier gehts ja zur Sache. Diese Kriegsrhetorik auf allen Seiten finde ich ehrlich gesagt generell etwas befremdlich.

    Die Verurteilung der Ddos-Attacken fand ich auch etwas unglücklich, auch der Vergleich des Steine werfens geht imo vorbei. Ddos würde ich eher mit Sitzblockaden vergleichen.
    Das ist alles sicherlich nicht die kreativste und konstruktivste und wirksamste Form des Protests, aber es ist ein Protest. Und wahrscheinlich ists beliebt, weil es schnell und einfach geht und ja, ich denke, irgendwie ist da auch eine politische Dimension bei, außer man spricht der Kontenschließung auch sämtliche politische Dimension ab und erklärt es zu nem simplen AGB-Problem.

  22. @Oliver Fels (27)
    Also du bezeichnest DDos selber als (digitale) Gewalt. Auch wenn das hier nicht anwendbar ist, koennte man die DDos attacken gegen wikileaks, oder auch die oekonomische „Kriegsfuehrung“ als Angriff sehen, der als Notwehr eigene DDos Angriffe rechtfertigt. Oder man kann auch ueber GG Artikel 20 Absatz 4 argumentieren.
    Auf jeden Fall denke ich das es Punkte gibt wo „gewaltsame“ Digitale Aktionen gerechtfertigt sind. Ich wuesste momentan nur nicht wo ich die Grenzen ziehen sollte.

  23. @Steve: nein, ich meine die Meinung, die seit Jahrzehnten von der Bild geprägt wird. Und ich meine die Meinung, die auch oder sogar maßgeblich, außerhalb des Netzes gebildet wird. Und vor allem meine ich die Meinung, an der DDoS und Diskussionen in Blogs, Twitter & Co. vollkommen vorbei gehen.

  24. Ich sehe immer noch keine einzige Begründung seitens von euch, Linus und Markus, warum es illegitim sein soll, Unternehmen, die sich rechtsstaatlichen Grundsätzen verweigern – und teilnehmen an der Seite der USA im ersten Cyberwar gegen die Informationsfreiheit – an der Stelle zu treffen, an der man sie treffen kann: Ihrer Internetpräsenz und damit bei ihren Geschäftsoperationen.

    Natürlich sind Kündigungen des Kontos auch hilfreich, aber das ist kein Widerspruch zum DDoS. Und ganz nebenbei ist ein DDoS natürlich plump, aber sehr effektiv. Linux arroganter Kommentar über pickelige Teenager in Kombination mit der falschen Einschätzung über die Angriffsart disqualifiziert.

    Das Internet wird in seinen Grundfesten angegriffen (wenn Seiten wie Wikileaks abgeschaltet werden, wenn im gleichen Atemzug die Netzneutralität aufgehoben wird), demokratische Prinzipen werden angegriffen, das Internet wehrt sich mit den verbliebenen Mitteln – so wie ihr Lobbyarbeit versucht zu betreiben und damit im Grunde nichts erreicht bis auf ein paar Achtungserfolge, das ihr wahrgenommen wurdet.

    Wo ist also das Problem, wenn nun etwas gemacht wird das funktioniert (Ich ignoriere hier das StGB bewusst, da es im internationalen Rahmen irrelevant ist)? Diese Unternehmen überlegen es sich zweimal, nochmal so willfährig der USA zu dienen.

    1. @onli

      Ich sehe immer noch keine einzige Begründung seitens von euch, Linus und Markus, warum es illegitim sein soll

      1. MEINE Meinung != Markus‘ Meinung
      2. Ich spreche DDoS überhaupt nicht die Legitimität ab. Ich stelle Nachhaltigkeit & Sinn in Frage.

    2. oni: Mir fehlt noch eine gute Argumentation, warum und wofür ein DDos-Angriff in diesem Fall „sehr effektiv“ ist und welchen positiven Beitrag diese für digitale Bürgerrechte, Netzneutralität und ein offene Netz bringen.

    3. Ein Unternehmen, daß sich rechtsstaatlichen Grundsätzen verweigert? Wie interessant, ich war bislang der Meinung, so etwas regeln Gerichte.

      Was ich bislang als Argumentation pro vernommen habe, lässt sich sinngemäß in zwei Sätzen wiedergeben:
      – DDoS ist nicht schlimm
      – Da wir angegriffen werden, haben wir das Recht, uns zu verteidigen. Als letzte Bastion gegen die Mächtigen, Reden bringt uns nicht weiter.

      Mein lieber Schwan, da höre ich doch, Schelm der ich bin, Ulrike Meinhoff wieder aus ihrer Gruft schreiben. Ich bringe das Beispiel ja gerne immer wieder.

      Die Diskussion, wo legitime Gewalt anfängt und wo sie aufhört, gibt es nicht. Gewalt von der Straße fängt erst gar nicht an. Weil die Straße nur Extreme kennt, aber keine Regeln.

  25. Eventl. sollte man auch einfach den Mikrokosmos des Internets einmal verlassen und sich den (globalen) Herausforderungen unserer Zeit im wirklichen Leben stellen? Das Internet ist hier doch bestenfalls Mittel zum Zweck, aber doch nie der Selbstzweck.

    Éric Cantona stand gestern ja ziemlich alleine da, obwohl diese Art des Protest, gegen die Allmacht der globalen Finanzinstitute, sehr schön mit den aktuellen Protesten rund um Wikileaks vereinbar gewesen wäre, inkl. der geforderten politischen Begleitung.

    Pure Byte-Schlachten richten im wahren Leben nämlich noch kaum etwas aus.

  26. Mal anders gefragt:

    Warum ruft MasterCard seine Kunden nicht dazu auf die MasterCard-Website zu spiegeln? ;)

  27. Ich verfolge Netzpolitik ebenfalls seit geraumer Zeit und muss einigen Kommentatoren zustimmen, dass im Falle von Markus‘ letztem Artikel doch eine gewisse „Sozialpädagogen“-Attitude mitschwingt. Sicherlich gilt es, in Konfliktsituationen einen kühlen und besonnenen Kopf zu bewahren aber ich denke das die DDOS Attacken nicht einfach als Aktivisten-Verirrung tituliert werden sollten. Wenn eine Seite mit derartigem öffentlichen Interesse wie Wikileaks attackiert, ihre finanziellen Zugänge blockiert und seitens staatlicher Gesetzgebungen aus Übersee kriminalisiert wird, dann darf man die Wut des Netzvolkes nicht einfach in den Topf „pickliger Hackerkinder“ packen.
    Nehmen wir einmal an (und ich denke, Wikileaks kann hier das Fanal zu folgendem Szenario sein) netzpolitik.org veröffentlicht etwas, was irgend einer politischen Lobby mit genügend Power ganz und gar nicht passt. Und diese Lobby befeuert daraufhin netzpolitik mit der selben Vehemenz wie Wikileaks, droht flattr etc.pp… Die Wut über diesen Ein- und Angriff auf die Pressefreiheit wäre gerechtfertigt. Und wenn sich dann die Netzgemeinde gegen diesen Übergriff von mir aus auch mit DDOS-Attacken zur Wehr setzt, dann bin ich mal gespannt, ob Markus, dem gerade seine Netz-und Real-Existenz unter dem Hintern weggebombt wurde, immer noch so „besonnen“ schreiben und die Menschen, die sich für ihre Sicht von Presse- und Informationsfreiheit auch mit solchen Mitteln einsetzen, als picklige Aktivisten bezeichnen würde.
    Die Geschichte hat gezeigt, dass Duldung ohne Gegenwehr (und ja, auch ich kann mich mancher Kriegssemantik nicht verschliessen) nicht zwingend zu einer Einsicht der Aggressoren führt. Parallelen zu physischen Protesten, wie der Boykott von Schlecker oder ähnlichem werden im Netz eben auch virtuell etwas anders gestaltet.
    Wenn die Netzgemeinde diese Attacken gegen wikileaks nicht gut heisst und den Supportern der Aggression so entgegentritt, so ist dies ein adäquates Zeichen, dass dem intentionierten „Stillhalten“ zu Recht die Stirn zeigt.
    Und zum Schluss: Markus vorausgehender Artikel mit der Überschrift „Seit 5:45 wird zurückgeDDoSt?“ spricht eigentlich schon Bände. Es geht dabei nicht um die Frage, ob DDoS Attacken das richtige Mittel sind, sondern es impliziert zurecht die Tatsache, dass es sich hier wirklich um einen Infowar handelt. Die Wahl der Überschrift ist allerdings wirklich überdenkenswert.
    Und wenn wir uns mit dem Postulat des „Infowars“ mal auseinandersetzen, dann haben wir leider das viel gewichtigere Wort „WAR“ in dem Begriff. Der Umstand dass hier nicht physisch Redaktionen dichtgemacht oder ganze Zeitungen plattgemacht werden, sondern „nur eine virtuelle Seite“, entkräftet nicht die Dramatik der eigentlichen Situation. So sehr ich mir im hypothetischen Falle der Schließung beispielsweise der TAZ einen wütendenden Mob wünsche, der sich vor die Redaktionsräume stellt, Dieselgeneratoren organisiert, damit die Druckerpressen laufen können und den Berliner Elektrizitätswerken vor die Türe scheisst, weil sie dem Druck nachgegeben haben und den Saft abdrehen, so sehr kann ich die DDoS Aktionen der Netzgemeinde verstehen.
    Denn virtuell ist eben auch real!

    1. @Dawn: Auch wenn wir hier in einem solchen von Dir geschilderten Szenario „angegriffen“ werden, wirst Du keinen Kommentar von mir lesen, wo ich zu DDos-Attacken aufrufe. Da gibt es effektivere Wege für einen Gegenangriff und im aktuellen Fall nutzt Wikileaks mit der Öffentlichkeitsarbeit auch deutlich effektivere und nachhaltigere Mittel.

  28. >1. MEINE Meinung != Markus’ Meinung
    Klar, im Grunde. Das klang in den Kommentaren, die ich bisher sah, aber so als sei seine sehr ähnlich.

  29. Ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass es um „Sinn und Nachhaltigkeit“ geht. Es scheint doch eher ein pickeliger, infantiler Versuch zu sein, sich eine Führerschaft zu verschaffen, welche nicht gebraucht wird. Jede/r soll doch seinen Unmut äußern wie er will. Erst recht wenn dabei, wie zu erwarten, sowenig Schaden entsteht.
    Nicht zuletzt deshalb entscheide ich mich jetzt für das Gegenteil von DDoS und werde netzpolitik.org demnächst nicht mehr aufrufen.

  30. Das hier ist der gleiche Beckedahl, der vor ein paar Monaten für Erzreaktionäre Terrorkrieg-Befürworter wie Gauck Werbung gemacht hat.

    DDoS ist verboten, oh mein Gott.

    Ich halte die Aktion gegen Mastercard auch nicht für das cleverste, was man machen kann, aber ich muss auch nicht gleich die Trommel rühren, um das ganze zu verurteilen und den braven Netzpolitiker mit dem Zeigefinger spielen.

    1. @Arkora: Scheint wohl ein anderer Beckedahl zu sein, ich kann mich nicht erinnern, hier für einen „Erzreaktionäre Terrorkrieg-Befürworter“ jemals Werbung gemacht hat.

  31. Verzeihung für den Doppelpost.

    >2. Ich stelle Nachhaltigkeit & Sinn in Frage

    Nachhaltig ist das nicht direkt, die Seiten sind ja irgendwann wieder online. Sondern: Sinn ist wohl, wie oben geschrieben, die Blockade der virtuellen Geschäftsmöglichkeiten der Firmen/Organisationen, die mit Wikileaks die Informationsfreiheit bekämpfen. Wenn Unternehmen dem Gesuch der US-Regierung zustimmten, weil sei sonst wirtschaftliche Nachteile befürchteten, sehen sie durch den DDoS, dass sie durch ihr Verhalten erst recht wirtschaftlichen Schaden nehmen. Und das sehen sie da stärker noch als wenn ein paar Accounts gelöscht werden, also durch einen Boykott.

    Ja, das kann nachhaltig sein.
    Es kann auch furchtbar nach hinten losgehen, wenn es wirklich instrumentalisiert wird um das Netz totzuregulieren. Aber um das abzuwägen braucht es mehr als einen Verweis auf steinewerfende pickelige Teenager.

    Warum überhaupt diese initiale emotionale und beleidigende Reaktion von dir? Schätzt du es wirklich so deutlich ein, dass dadurch deine/eure politische Arbeit zerstört wird? Das würde mich nämlich wundern, bisher hat jedweder realer Druck euch doch immer geholfen.

    Aber ja, Markus Kommentar könnte recht haben. Gute Öffentlichkeitsarbeit wie von Wikileaks hilft wahrscheinlich mehr. Wird sie durch den DDoS zerstört? Wird sich zeigen.

  32. @onli (55): Ich bezweifle dass die DDoS auf MaterCard und Co den wirtschaftlichen Schaden anrichten, der nötig wäre, um die Firmen zum Einlenken zu bewegen. Dazu müssten die Attacken über Wochen andauern.

    Viel wahrscheinlicher ist aber, dass auf der Gegenseite der politische Druck so groß ist, dass kritische Geschäftsgrundlagen gefährdet werden.

    Insofern sind DDoS ein Zeichen, aber eben nicht mehr. Nachhaltig werden sie wohl eher nicht sein. Die Tagesschau eben um 17 Uhr hatte auch eher den Unterton des Illegalen und Kritischen: „Anhänger von Assange haben zum Gegenschlag ausgeholt.“

  33. @Torsten:

    Du bringst zwar mit dem Lufthansa-Fall einen validen Referenzfall, aber Du ignorierst das, was es daraus zu lernen gab.

    Du schreibst ja selber: Die dDos-Komponente kam damals nicht zum Einsatz. Im Vergleich mit dem, was man heute unter dDos versteht, wäre ihr Impact auch überschaubar gewesen und hätte im Ergebnis kaum etwas geändert.

    Es hätte damals eine Möglichkeit gegeben, den Server tatsächlich temp. vom Netz zu nehmen. Auch darauf wurde verzichtet.

    Tatsächlich ist die Hintergrundgeschichte recht komplex und wird oft falsch wiedergegeben.

  34. Diese ddos-Attacken halte ich für wenig sinnvoll, da ich keinen Nutzen erkenne.
    \Sinnvoll\ wäre das doch nur, wenn es beispielsweise gelänge amazon für 1 Tag down zu kriegen, da dadurch riesiger Schaden entstehen würde.
    Das dürfte aber sehr schwer bis unmöglich werden….
    Unterm Strich bleibt also nur schlechte Presse und eine Steilvorlage für die Gegenseite.

  35. @ Markus: Ich habe auch nicht gesagt, dass Du einen Aufruf starten würdest, aber würdest die DDoS-Attackierer dann immer noch als „picklige Hacker-Aktivisten“ bezeichnen? Ich denke eher, Du würdest eine andere Wortwahl nehmen, vielleicht diese zur Besonnenheit aufrufen aber sie nicht derart diskreditieren. Und Gott bewahre, dass es mal soweit kommt, wie hypothetisch angenommen, aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, dann wird sich zeigen, wie hoch deine Leidensfähigkeit ist, die eine jetzt noch propagierte Besonnenheit deckelt.
    Das klingt für mich alles schön hypothetisch und zivil, was Du hier äusserst. Chapeau, wenn deine Ratio im worst case tatsächlich noch die Oberhand behält. Die Zeit möge es hoffentlich nicht zeigen müssen

    1. @Dawn: Mal abgesehen davon, dass ich diese Wortwahl nicht getroffen habe, werde ich auch weiter diese Besonnenheit haben, weil ich diesen einen Weg für falsch und kontraproduktiv halte. Mir ist auch nicht bekannt, dass das Wikileaks-Projekt zu den DDos-Attacken aufruft oder diese öffentlich gutheißt.

  36. Also ich finde die Serverangriffe insofern Beachtenswert und vielleicht auch richtig, weil in dieser Zeit die Normalos die versuchen die Seite aufzurufen bemerken dass es nicht funktioniert. Ein paar von Ihnen werden nachfragen warum das so ist und dabei erfahren was Sache ist.

    Nichts anderes ist eine Demonstration auf der Hauptstraße – auch hier werden Außenstehden direkt mit dem Thema konfrontiert – ob sie wollen oder nicht.

    Aber ich gebe allen Beteiligten Recht – in solch einer Auseinandersetzung ist es wichtiger Argumente zu liefern – diese Texte sind nachhaltiger, als 30 Minuten Serverausfall.

  37. @ Markus: Ich habe nie von einem Aufruf gesprochen, weder von Dir noch von Wikileaks. Mir ging es lediglich um die Reaktion der Webgemeinde und dass diese nicht derart „irgendwo sitzen ein paar picklige Teenager und halten sich für die rechte Hand Julian Assanges“ einfach abzutun ist.

  38. Was ist nur mit netzpolitik.org los? Das bemerkenswerte an dieser Seite war bisher der sachliche, berichtende, sich nicht mit der Sache gemeinmachende Ton (und sei sie noch so ehrenwert).

    Seit einiger Zeit wird man den Eindruck nicht los, dass man mehr und mehr auf Meinung statt auf Fakten setzt. Natürlich eine, von der man glaubt, dass sie die richtige ist, weil man ja den Durchblick hat, was sonst. Schade, denn damit wird das ganze zu einem tendenziösen Blog wie es unzählige gibt.

    Leider bestätigen die rechtfertigenden Kommentare der Autoren diesen Eindruck eher, als dass sie ihn widerlegen könnten: “ … Da gab es ein konkretes politisches Anliegen, aktuell sehe ich nur Wut auf Unternehmen ohne politische Begleitung …“ (vgl. 1.)

    „Politische Begleitung“? Wenn es einen pädagogischen Mehrwerrt gibt, sind Attacken ok, wenn Ihr den nicht seht ist es bloss Gewalt? Echt? habt Ihr das aus dem Lehrerseminar?

    Wie wäre es, wenn netzpolitik.org wieder zu dem berichtenden, sachlichen Ton zurückfinden würde, mit dem es die vielen Leser gefunden hat. Die Fakten sind spannend genug, da braucht es keinen mit künstlichen Aromen abgeschmeckten Meinungensbrei (für den sorgen wir Leser dann schon in den Kommentaren). Im Gegenteil, liebe Netzpolitik-Autoren, Eure Meinung langweilt, weil so vorhersehbar.

  39. Also DDoS Angriffe mit der RAF zu vergleichen ist ja wohl so ziemlich das Lächerlichste, das ich seit 10 Jahren gehört habe. Einfach nur peinlich. Das ist ungefähr so, als vergliche man Äpfel mit einem Raumschiff aus einer unbekannten Dimension.

    m(

    1. @Marc: Es steht die natürlich frei, meinen Beitrag sachlich und Punkt für Punkt auseinander zu pflücken. Stehen schließlich genug derartiger Punkte drin.
      Pauschales Abstreiten ist, nunja, sinnfrei.

  40. Die Überschrift nervt. Sie hat mich schon bei Stuttgart 21 richtig angeödet.

    Es gibt keinen zivilen Ungehorsam, weil es keinen zivilen Gehorsam gibt.

    Wer auch immer das Wort aus der Kaiserzeit hervorgeholt hat, der soll es bitte wieder dahin senden.

    Es geht mir richtig auf den Sender und zeigt allenfalls, daß einige Leute irgendwas nicht richtig verstanden haben im Jahr 2010 bezüglich der Staatsgewalt, die bekanntlich vom Volke ausgeht. Öfter mal das Grundgesetz lesen.

    1. @Stegemann: „ziviler Ungehorsam“ ist ein legitimer rechlticher Begriff, der heute noch von Gerichten verwendet wird, um z.B. Sitzblockaden zu legitimieren. Das kann man auch ohne Grundgesetz lesen herausfinden.

  41. Boykottaufrufe zu Mastercard sind sinnlos, da Visa genau das gleiche in grün ist. Und Google Checkout hätte sicher das gleiche getan wie Paypal. Amazon hat Wikileaks runtergeschmissen wie sicher jeder andere Cloud-Anbieter, der einen Brief vom DOS oder dem FBI bekommt.

    Deswegen muss auf die Unternehmen eingewirkt werden, ihre Vorgehensweisen zu ändern. Boykotte kann man vergessen, wir befinden uns bereits in einem Zustand zu großer Abhängigkeit von solchen Unternehmen. Wenn’s also nur noch durch lahmlegen der Webseite möglich ist, seinen Protest auszudrücken, kann man das meiner Ansicht nach tun.

    Und was ist das Problem, das evtl. 4chan-User dahinter stecken? Ist deren Meinung weniger wichtig? Sind das wieder die guten und die bösen Demonstranten? Soll es mir verboten werden, bestimmte Programme zu schreiben, die beispielsweise eine Webseite auf Updates checken, genau wie bereits einige Tools zur Prüfung der Computersicherheit verboten sind?

    Meta: Von der Leyen hatte dereinst zu den hunderttausenden Unterschriften zur Petition gegen ihr Sperrgesetz ebenfalls gemeint: Da könne man doch mit ein paar Klicks unterschreiben, das sei keine echte Meinung.

  42. @marcus

    Der Begriff des zivilen Ungehorsams kommt in der Justiz gar nicht vor.

    Nehmen wir das berühmte Schottern bei S21:

    Das ist kein ziviler Ungehorsam, sondern eine Straftat. Und es ist auch kein ziviler Gehorsam, das zu unterlassen.

    Ich weiß nicht, aus welcher Steinzeit Du das hast, aber glaube mir, es gibt diesen Begriff unter Juristen gar nicht. Wer sowas in der Justiz gebraucht, hat es sicherlich niemals vor Gericht getan.

    Was ist für Dich denn ziviler Gehorsam? Ist es die Vermeidung von Straftaten?? Das müsste dann ja so sein. Aber Du erkennst schon daran: Auch den Begriff gibt es nicht. Weder, noch.

  43. ich tendiere eher zum standpunkt von @dawn (48) und @pham (29). wenn es bei der einmaligkeit dieser ddos- attacken als reaktion auf die massive aggression gegen wikileaks bleibt, und man danach die arbeit – nämlich den friedlichen kampf (=ohne gewalt)für den zugang zur freien information und die meinungsbildung (@stimmviech 28) – wiederaufnimmt, dann findet das meine vollste unterstützung.

    dieses sollte ein deutliches zeichen an die aggressoren sein. gewalt war hier das gebotene mittel, da meiner meinung auch dem gegner in seiner überheblichkeit mit einer zügigen reaktion die grenzen aufgezeigt werden müssen. ist die klassische situation von gewalt, die gegengewalt erzeugt. mastercard und co. haben geradezu darum gebettelt, eins auf die nase zu bekommen.

    ich hoffe jedoch, dass wikileaks jetzt einfach weiter einen kühlen kopf bewahren (und ihre arbeit so wie bisher weitermachen). ganz besonders sollten das aber diejenigen beherzigen, die diese organisation gerne unterstützen wollen. ein waschechter „infowar“ ist tatsächlich nur wasser auf die mühlen des aggressors, ob er nun obama, gates, de maizière, merkel oder vllt. sogar gauck heisst.

  44. @Dragan:
    Ich glaube schon, dass Sie es merken wenn gerade Ihnen ein großteil der netzaffinen Kunden abhanden kommt. Zusmindest Amazon und Paypal dürften das relativ deutlich zu spüren bekommen.

    zu Amazon gibt es im übrigen sehr viele gleichwertige Alternativen – zumindest im Hauptgeschäft: Bücher und andere Medien.

    Im übrigen lehnt sich gerade Amazon damit weit aus dem Fenster: Was macht ein Buchhandel wenn ein bestimmter Autor von einer Regierung verfolgt wird und aus dem Sortiment soll? Ich meine sie haben mit Sicherheit auch viel Chinesen im Sortiment die eigentlich einer Zensur unterstehen.

    Mit diesem Argument fange ich auch viele Menschen in meiner sozialen umgebung die mit Computern so gar nix am Hut haben. Amazon wird es merken.

    Übrigens Zitat vom Kundenservice zu meiner Kündigung und dem Löschauftrag:

    „[…]Wir kommen Ihrem Wunsche gerne nach.

    Bevor wir Ihre Daten löschen können, benötigen wir von Ihnen einen schriftlichen und von Ihnen unterschriebenen Auftrag, z.B. per Brief oder Fax.[…]“

    Also für Alle die auch noch aus dem Verein austreten wollen: Fordert explizit die Löschung aller Daten zu Eurer Person und Eurem Profil und verbietet auch deren anonymisierte Benutzung – sonst wird lediglich der Zugang gesperrt und Amazon arbeitet weiterhin mit Euren Daten (von Bankverbindung bis Adresse).

    Wie man das danach kontrolliert? Wikileaks…

  45. @John

    Das sowas immer wieder gerne geplappert wird, ist klar. Es hört sich so harmlos an, so berechtigt etc..

    Doch derlei Verschraubungen kennt die Justiz nicht.

    Es gibt gesetzesgemäß oder gesetzeswidrig.

    Wer meint, er könnte den zivilen Ungehorsam einnorden, der soll doch bitte erstmal erzählen, wo dessen Grenzen sind. Ich darf es verraten:

    Diese Grenzen stehen in den Gesetzen und stecken nicht in den Köpfen der „ganz zivil Ungehorsamen“. Das ist doch lächerlich und hat in der Juristerei nichts zu suchen.

    Ziviler Ungehorsam!? Den kann sich dann jeder selber zusammenspinnen, oder was? Lachhaft.

  46. @Oliver Fels:

    Sinnvolle Argumente verdienen eine sachliche Erwiderung. Dein Vergleich von DDoS mit RAF-Attentaten und „realer Gewalt“ zählt leider nicht dazu, auch wenn Du ihn noch so oft wiederholst.
    Deshalb schließe ich mich Marc (#65) an.

  47. Wow, über was man hier alles diskutieren kann! Da kommt man von wikileaks auf irgendwelche Rechtschreibfehler. Als ob die menschheit nicht genügend andere Probleme hat…
    Stimmt haben hier einige: Sich gegenseitig auseinander zu pflücken.
    Traurig.

  48. Die DDos-Attacken sind kontraproduktiv. Sie bringen schlechte Presse und stellen die vielzitierte ominöse ‚Netzcommunity‘ für Ottonormalo in einem anarchistischen Licht dar. Dazu sind sie für die angegriffenen Unternehmen allenfalls ein kleines lästiges Übel, das diese auf einer Arschbacke locker aussitzen werden.
    Das DDos-Attacken genutzt werden ist jedoch verständlich. Zum einen ist es relativ einfach zu bewerkstelligen und zum anderen ’sieht‘ man recht schnell ein Ergebnis. Gerade wenn die Gemütslaune auf Sturm steht, ist das wohl für einige ein willkommenes Ablassventil. Zum abreagieren geeignet, für wenig sonst. Letztlich spiegelt es Hilflosigkeit wieder bzw. Resignation vor den anderen langwierigen Möglichkeiten des Protests, bei denen nicht garantiert ist, ob überhaupt ein Effekt eintritt.

    Wie bereits mehrfach von anderen gesagt, plädiere auch ich für den Boykott von Unternehmen und Institutionen, sowie für den weiteren dezentralisierten Ausbau von Strukturen wie Wikileaks. So lange diese Idee weiterlebt und über die Jahre immer wieder unbequeme Wahrheiten zu Tage fördert, wird sich Stück für Stück die gesellschaftliche Landschaft in unserem Sinne verändern. Ad hoc ändern sich derartige gesellschaftliche Zusammenhänge immer nur durch mehr oder minder blutige Revolutionen, und das, wollen wir glaube ich alle nicht.

  49. An die RAF-Diskutierer:
    Ich empfinde diese Gewalt eindeutig als nciht körperlich. Sie ähnelt eher einer Gewalt gegen eine Infrastruktur. Von daher ist es wirklich eher mit Blockaden zu vergleichen.

    Und hierm uss ich auch nochmal kritik loswerden: Es ist mitnichten mit Steine werfen vergleichbar! Höchstens mit Steinewerfen auf ein Gebäude – Sachbeschädigung vielleicht – aber das sehe ich eigentlich auch nichtmal, da kein konkreter physischer Schaden entsteht. Zeit und Arbeitszeitverlust ja – aber kein physischer Schaden (vgl. Sitzblockade).

    Von daher ist die RAF wirklich sehr heftig (Tote gibt’s noch nicht). Aber durchaus vergleichbar mit einem entstehenden Widerstand.

  50. Laut STERN sind die DEUTSCHEN gegen die Veröffentlichung der Diplomaten- Depeschen: http://www.stern.de/politik/ausland/stern-umfrage-mehrheit-gegen-wikileaks-veroeffentlichung-1631857.html

    Also bleibt cool und zerfleischt euch nicht verbal gegenseitig, denn im Grunde sind die Kommentatoren hier doch eher Pro- Wikileaks eingestellt, lediglich die Methoden des Protests werden unterschiedlich bewertet. Wenn man eine Fraktion spalten kann, hat der Gegner schon fast gewonnen.
    Besinnt euch auf das Wesentliche. Wie repräsentativ mag diese Umfrage wohl gewesen sein? Wie lauteten die Fragen im Original? Für mich erscheint es unglaublich, dass fast 60% der DEUTSCHEN Korruption und Lobbyismus, unszensierten Informationen vorziehen. Wenn unsere Bevölkerung tatsächlich schon so sehr dem „Bauer sucht Frau“ Syndrom verfallen sein sollte, sehe ich die Chancen unserer Demokratie sinken…

    Gruß,
    tb

  51. Ich bin dafür! Denn was bleibt dem normalen Bürger noch um sich durchzusetzen?

    Die machen eh alle was sie wollen, siehe z.B. das neue Jugendschutzgesetz. Da hat es doch auch niemanden interessiert was alle Blogs geschrieben haben usw…

  52. Zum Startblog:

    Unbeteiligte Leute sollten einfach mal die Finger stillhalten. Julian hat zahlreiche Anwälte, Geldgeber (trotz allem). Er hat sich selber in die Falle begeben. Nicht ohne Grund.

    Vorsorge für alles ist getroffen worden.

    Daher verstehe ich nicht, warum sich jetzt die Gemeinde mit Aktionen zum Affen macht. Ist es der Hype, ein wenig mit der Runde kreischen zu wollen? Wir sind hier nicht bei „Popstars“ und suchen auch nicht den neuen Superstar.

    Immer mal gemütlich bleiben.

  53. @Thomas:

    Am besten gleich mal transparenz fordern und alle Randbedingungen der Befragung offenlegen. Dann lässt sich so eine Umfrage auch einschätzen – ansonsten gilt: Ignorieren. Zur Not ist alles nur hingebogen – daher ohne Background nicht weiter in die Überlegung einbeziehen.

  54. @Nomis Ich wuerde de Umfrage eher als alarmierendes Zeichen bewerten. Das zeigt doch nur wieviele Leute noch aufgeklaert werden muessen, wie eine Demokratie zu funktionieren hat. ;)

    @Flo danke war fast dabei was aehnliches zu schreiben.

  55. Ich kann es nachvollziehen, wenn man in dieser Sache seinen Unmut Luft machen will und eine vermeintliche Ungerechtigkeit anprangern will. Jedoch sollte darauf geachtet werden das der Begriff ziviler Ungehorsam immer auch fluide Grenzen hat. Auch das Schottern hat gezeigt, dass diese „aktivere“ Form umstritten ist und gerne von der anderen Argumentationsseite benutzt wurde um zu Diskreditieren.

    Man darf aber auch nicht vergessen, dass es unsere moderne Gesellschaft ohne radikale (gewaltätige) Umbrüche nicht gegeben hätte. Natürlich ist es ein großer Unterschied ob man in einer Diktatur lebt aber andere würden warscheinlich an dieser Stelle „wehret den Anfängen“ rufen.

    Wie man es dreht und wendet, mir fällt es schwer diese Aktionen zu verurteilen oder gut zu heißen.

  56. @stegemann

    dein einwand, dass die justiz nur die dichotomie gesetzesgemäß und gesetzeswidrig kennt, ist sicher richtig.

    nur, der zivil ungehorsame lässt sich jedoch hoffentlich nicht von irgendwelchen gesetzestexten leiten, die bis auf den verfassungskern eh beliebig umgeschrieben werden können, sondern vielmehr von seiner vernunft und moralisch-ethischen abwägungen!
    sanktionen kann man immer in kauf nehmen.

    btw, ich finde, dass markus‘ überschrift sowieso total unglücklich gewählt ist.
    das lässt eine sehr devote einstellung gegenüber den global playern durchscheinen, die hier mit geradezu unverschämt offener gewalt gegen wikileaks vorgehen. widerstand ist das gefragte wort an dieser stelle.

  57. Hmm, ich denke diese Angriffe sind gar nicht mal blöd. Es wird in die Presse kommen und so den Widerstand für die „Internetausdrucker“ sichtbar machen. Der Boykott ist still und unsichtbar – diese Angriffe werden ihr Presseecho haben

  58. Wir sollten aus der Geschichte der sozialen Bewegungen lernen. Es sind immer die Bewegungen stark, die sich nicht in gute und böse Demonstranten aufspalten lassen.

    Ich muss nicht Befürworter von DDos-Aktionen sein, um diese trotzdem als eine Form des Protestes anzuerkennen.

    Aber sie zu verurteilen, wird immer eine Spaltung mit sich bringen. Und diese Spaltung nutzt immer der Gegenseite.

    Wer glaubt, dass man durch Distanzierungen die mächtigen Medienbilder „Hacker starten Krieg“ aufhalten kann, der täuscht sich gewaltig.

    Und es ist auch überhaupt nicht hilfreich DDos-Aktionen in den Kontext von Gewalt zu stellen. Diejenigen, die das machen, liefern Futter für die Gegenseite. Auch wenn sie es gar nicht so meinen.

  59. Julian hat Fehler gemacht. Viele Fehler.

    Er hätte es von Anfang an anonym aufziehen sollen. Und zwar was die Macher betrifft. Das war der erste schwerwiegende Fehler. Er hätte seine Person nicht in das Rampenlicht stellen sollen, zweiter Fehler. Er hätte seinen Schniedel mal in der Hose lassen sollen (wie dumm muß man sein???), dritter Fehler. Er hätte nicht nach GB reisen sollen, von einer Insel kommt man schlecht weg, vierter Fehler.

    Leider scheitern solche Leute immer wieder an Stolpersteinen, die mit ihren Vögeleien zusammenhängen. Präsis in den USA mit Zigarren im den Öffnungen der Praktis etc… und auch Julian. Sie können es nicht lassen. Ihr Schniedel steht (!) ihnen im Weg. Hirn in der Hose.

    Lassen wir es dabei.

    Leaks lebt, das ist die Hauptsache. Und das Passwort schlechthin ist in guten Händen.

    In diesem Sinne…

  60. Also ich weiss nicht ich finde die Anon Jungs haben echt großes Unterhaltungspotenzial. Ausserdem glaube ich, dass vielen dieser „pickeligen Teenager“, wie sie hier so nett bezeichnet werden, durchaus klar ist, dass ihre Methoden mit denen der vermeintlichen Bad Guys vergleichbar sind. Wenn ich da mal das message to Scientology Video zitieren darf „… still our methods are a parallel to your own. Doubtless you will use the Anon’s actions as an example of the persecution you have so long warned your followers would come; this is acceptable“ Sicherlich, das Argument von JPBarlow „You can’t defend The Right to Know by shutting someone up“ ist absolut valide, aber man muss es nicht annehmen. Wenn man mal die Argumentation von z.B. Linus gegen DDoS hernimmt, der bei metronaut geschrieben hat, dass solche Aktionen keine Nachhaltigkeit haben und die Jungs mit Steinewerfern verglichen hat, das finde ich dann doch
    1) nicht ganz korrekt
    2) zu hart
    zu1) Die Aktion gegen Scientology z.B. wirkt immer noch nach, es gibt immer noch eine Menge Aufklärungsseiten und Aktionen, es gab weltweit RL Demos, und die Presse berichtete über das Thema wie nie zuvor und trotzdem auch hier standen DDoS Attacken am Anfang einfach um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu bringen. Auch wenn es eine plumpe Methode sein mag um die mediale Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, es ist eine Methode die funktioniert, siehe heute Spon und Welt. Ich würde da noch nicht sagen, dass das keine Nachhaltigkeit hat, wir werden sehen.
    zu2) Ich finde vom Steinewerfen bis zum Webseitenblockieren ist ein weiter Weg, beim DDoSen wird soweit ich weiss niemand verletzt oder auch nur gefährdet, anders als beim Steinewerfen. Deswegen finde ich den Vergleich zur Sitzblockade hier eher passend, ausserdem frag mal nach Wackersdorf, da waren auch Steinewerfer usw. daraus wurden mal die Grünen. :(
    Ich weiss auch nicht wie viel Kohle Scientology damals verbrannt hat um dem Negativimage, dass durch die Anons verbreitet wurde zu entkommen (falls das überhaupt möglich ist) aber ich glaube das war schon im 7stelligen Bereich, wenn man das auf Mastercard überträgt, werden sie evtl. beim nächsten mal nicht vorrauseilend gehorsam einfach mal Konten Sperren, weil ein Mitarbeiter einer Firma (was anderes ist Assange nicht) in einem fremden Land wegen irgend einem Unfug angezeigt ist, deswegen halte ich DDoSen als symbolischen Protest eher für die Digitale Sitzblockade oder Mahnwache. Und weil Markus grad auf twitter wegen der martialischen Sprache von wegen „Gegenangriff“ und „CyberKrieg“ fragt, das sind Chans die da reinwirken die kommen nunmal aus dem Englischen/Amerikanischen Sprachraum, hört euch mal ne Rede von Busch oder Obama an da ist auch der Kampf gegen die Armut der „War against poverty“, gute Pressearbeit würde auch darin bestehen eben genau das in einen Kontext zu bringen. Stattdessen http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/25/0,3672,8168473,00.html

  61. @Stegemann
    Deine ersten beiden genannten Fehler zeigen das du dich in keinster Weise damit beschaeftigt hast welche Motivation hinter diesem Verhalten steht…
    Nur als kurzer Anris, der Gedanke dahinter sich ins Rampenlicht zu stellen war einerseits das Interesse an anderen Mitarbeitern zu veringern und Trittbrettfahrer die sich als wikileaks Menschen ausgegeben haben die Moeglichkeit dieses zu tun…

    Und zu der Schniedel Sache: Kopf–>Wand.

  62. @Martin

    Zum dritten Mal ein neuer Text, weil die Webseite nicht richtig funzt hier! Fehlermeldungen bezüglich Ablaufes der Zertifikates der Seite oder Warnungen des Browsers.

    Also nochmal. Zum letzten Mal und kurz (leider), da ich keine Lust habe, alles nochmal einzutippen:

    Die meisten Leute der guten Projekte scheitern an ihrer eigenen Eitelkeit. Sie liefern sich früher oder später selber ans Messer. Keiner von denen kann sein Maul halten. Das sieht man auch an dem Zuträger des Leaks. Der US-Soldat wird Jahrzehnte hinter Gittern stecken, weil er im Netz sein Maul nicht halten konnte. Es mußte raus. Er wollte sich sonnen in seiner Wichtigkeit.

    So scheitern Gute und Schlechte.

    Es ist der klug, der im Hintergrund in aller Stille sein Ding macht und nicht bejubelt werden möchte. Der Rest wird im Knast landen.

    Und das zeigt die Vergangenheit. Früher oder später sind sie alle eingefahren. Die, welche selbst bei der Bullerei nicht die Schnauze halten konnten, die kleinen Singvögel. Auch dort wollten sie sich noch das Ansehen der Bullen erlabern. Hauptsache irgendeine Anerkennung.

    Das muß man sich mal vorstellen.
    Armselig.

  63. Dazu intern an Admin:

    Texte ständig neu zu tippen, weil Eure verkackten Zertis abgelaufen sind, da habe ich keinen Bock drauf! Räumt gefälligst Euren Laden auf!!!

  64. Ich finde, die DDoS-Angriffe sind schonmal ein guter Anfang.

    Aber um wirklich etwas bewirken zu können, wird es mehr brauchen.
    Denn Diskussionen alleine bringen nicht viel, auch wenn man logische Argumente hat, das sieht man ja an den Entwicklungen in den letzten Jahren … Vorratsdatenspeicherung, Websperren ( nun auf EU-Ebene ), der neue Personalausweis, und und und.

    Auch wenn viele hier der Ansicht sind, dass Gewalt nichts weiterbringt, finde ich, dass es ohne Gewalt nicht weiter geht.
    Zumindest in keine gute Richtung.

  65. Die „zivilen Ungehorsamen“ könnten ja auch auf die Idee kommen, so ganz friedfertig ihr Auto auf der Autobahn zu parken.

    Sie könnten ja auch so ganz friedfertig aus zivilem Ungehorsam die Bäume im Park fällen, obwohl sie geschützt sind. (netter Umkehrschluß zu S21)

    Immer Motto: Ist zwar verboten, aber ich bin ja jetzt total „zivil ungehorsam“…. bla.

    Nein. Ihr seid nur eines: Juristisch und menschlich vollständig ungebildet. Aber Hauptsache, die Mütze ist selbstgestrickt.

    KOTZ!

  66. Tja – a troll was born. Aber das mit dem Zertifikat könnte wirklich mal gemacht werden. *g*

    Im übrigen: die angeblichen „Pickelgesichter“ sind nicht so dämlich wie sie hier teilweise dargestellt werden. Es war eine sehr gezielte Provokation mehr nicht:

    „Mastercard, which stopped processing payments to the whistle-blowing site, said the attack had had „no impact“ on people’s ability to use their cards.

    But the BBC has been contacted by a payment firm that said its customers had „a complete loss of service“. “

    „Coldblood said that the group was beginning to wind down the DDoS attacks so that it could concentrate on using „other methods which are more focused on supporting Wikileaks and making sure the Internet stays a free and open place“.“

    Quelle: http://www.bbc.co.uk/news/technology-11935539

  67. Mag sein, dass Steinewerfen nicht die feine Art ist, ganz klar.

    Aber das hier ist nun einmal David gegen Goliath und Davit hat eben nichts weiter als einen Stein.

    Ich stimme sogar zu, dass ‚DoS für Meinungsfreiheit‘ sowas wie ‚bombing for peace‘ ist doch bei der Kritik wurde einfach Ursache und Wirkung verwechselt. Daher auch meine volle Unterstützung für 4chan bis die schmutzigen Tricks aufgehört haben…

    1. @John F. Nebel: Dir ist schon bewusst, dass die „Steine werfen“-Metapher nicht unbedingt Steine werfen auf Menschen beinhalten kann, sondern auch Steine werfen z.B. auf Fensterscheiben?

  68. @markus: Dir ist schon bewusst, dass durch DDoS auch keine „Fensterscheiben“ zerstört werden können? (oder sonst irgendwelche Gegenstände)

    1. @pham: Es werden Infrastrukturen damit (im Optimalfall im Sinne der Macher) lahmgelegt und auf dem Weg dahin werden auch Infrastrukturen in Mitleidenschaft gezogen. Irgendwolang müssen die DDos-Attacken ja im Netz geroutet werden. Aus informationsethischer Sicht könnte man das auch als digitale Umweltverschmutzung nennen, ähnlich wie Spam diese Wege zumüllt.

      Ich bin mir immer noch unklar, ob eine DDos-Attacke in einem solchen Fall mit einer Sitzblockade vor einer Bankfiliale vergleichbar ist oder mit dem Einschmeißen von Fensterscheiben, damit diese geschlossen bleibt. Tendiere aber momentan eher zu letzterem.

  69. Tja, schön wenn andere Mittel helfen,
    aber vielleicht war es auch mal wichtig so eine DDoS Aktion gegen große Bezahlunternehmen zu fahren.
    Kann kräftig nach hinten los gehen, oder die betreffenden mal zum nachdenken anregen. Argumente haben das ja scheinbar bisher nicht geschafft.
    Wir werden sehen …

  70. @markus: Digitale Umweltverschmutzung mag sein. Aber ich finde Eure Steineschmeißer-Vergleiche unpassend und kontraproduktiv. Spätestens morgen kommt der erste BDK, GdP, Innenministerfuzzi, der genau diese Worte wählt.

    Und ihr habt diese Argumentationslinie ohne Not selbst angestoßen.

  71. Was ich mich langsam frage: Gab es auch bei diesen virtuellen Steinewerfern einen Agent Provocateur. Meistens werden solche Sachen ja gezielt provoziert um nachher den friedlichen Protest in den Schmutz zu ziehen, oft mit dem Hintergedanken Gesetze zu verschärfen.

  72. Ein Mensch:
    Provokateure waren bestimmt dabei. Agents weniger. Die Ermittlungsquote dürfte lausig sein – das ist bei Demos danke tausender Kameras und Richtmikrophonen ja mittlerweile anders. Ohne die lohnen sich solche Aktionen aber nicht.

    1. @myhead daraus wird nicht klar, ob Paypal wg der DDos-Attacken oder einfach nur zeitlich zufällig parallel/danach diese offensichtliche Entscheidung getroffen hat. Mir scheint offensichtlicher, dass das negative Feedback ein Grund war. Immerhinw ar es schwierig, einer Öffentlichkeit zu erklären, warum man als reiner Infrastrukturanbieter einfach Spendengelder behalten sollte. http://techcrunch.com/2010/12/08/paypal-wikileaks/

  73. An der Stelle: Danke, Markus. Wir hatten grade ja auch nebenan diskutiert, aber nach Lektüre hier denk ich, weit auseinander sind wir da nicht. Ich würd die laufenden Aktionen problemlos in die Reihe der von dir angeführten beispiele stellen und ihnen sogar angesichts ihres \Graswurzelcharakters\ eine begrüßenswerte Weiterentwicklung seitdem attestieren.

  74. @markus:

    Glaub mir, ich weiß, was DDoS-Attacken sind – ich habe selber schon Server verwaltet, die Ziel von Multi-GBit-Angriffen wurden. Ich stehe dem Thema durchaus ambivalent gegenüber.

    Dennoch sind meiner Meinung nach jegliche Vergleiche zwischen DDoS einserseits und realer Gewalt oder Zerstörung andererseits, ob man nun von Bomben-Attentaten oder auch nur von „Fensterscheiben einwerfen“ redet, völlig fehl am Platze.

    „Digitale Umweltverschmutzung“ – das kann ich unterschreiben. Allerdings klingt das natürlich ziemlich harmlos, und man kann sich darüber bei weitem nicht so schön entrüsten wie über „digitale Steinewerfer“ ;)

    Mittlerweile hat sich dieses Thema in meinen Augen ziemlich erschöpft, ich denke, ich werde es deshalb dabei belassen.

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