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S21-Protest

Foto: Thomas Niedermueller/ Getty Images

Interne Unterlagen Bahn soll Stuttgart-21-Kosten frisiert haben

Dieser Vorwurf wiegt schwer: Nach SPIEGEL-Informationen veröffentlichte die Bahn über Jahre niedrigere Kosten für Stuttgart 21 als intern berechnet. Demnach hätte der Konzern das Mega-Projekt bereits vor zwei Jahren stoppen müssen. Das Unternehmen widerspricht.

Hamburg - Die Deutsche Bahn hat offenbar seit 2002 die Kosten für das umstrittene Bahn-Projekt Stuttgart 21 geschönt. Das geht aus Unterlagen der Deutsche-Bahn-Töchter DB Projektbau und DB Netz hervor, die dem SPIEGEL vorliegen. Es handelt sich dabei um Vermerke, Protokolle und Berechnungen aus den Jahren 2002 bis 2010.

Die Dokumente legen zudem den Schluss nahe, dass bereits vor zwei Jahren bahnintern die Kosten für den Bahnhofsumbau mit weit über 4,5 Milliarden Euro berechnet wurden. Damit hätte aber das Projekt laut der eigenen Vorgaben der Bahn beendet werden müssen.

Auch zuvor hat die Bahn den Unterlagen zufolge die Kosten gegenüber der Öffentlichkeit deutlich niedriger angegeben als intern errechnet. Ende 2002 soll die Differenz 700 Millionen Euro betragen haben, im März 2005 bereits 1,3 Milliarden Euro. In der Öffentlichkeit sprach die Bahn damals von Kosten für Stuttgart 21 in Höhe von 2,8 Milliarden Euro.

Ergebnis des Stresstests Mitte Juli

Die Projektbauer der Deutschen Bahn hatten hingegen die Kosten auf 4,1 Milliarden Euro veranschlagt. Das entsprach der Summe, die Bahn-Chef Rüdiger Grube erst über vier Jahre später als die zu erwartenden Kosten bekanntgab. Zu jenem Zeitpunkt allerdings lagen die internen Berechnungen schon bei über 5 Milliarden Euro.

Ein Bahn-Sprecher wollte sich zu Details nicht äußern, erklärte aber, "unterschiedliche Investitionssummen" seien nichts Ungewöhnliches, sie ergäben sich aus "unterschiedlichen, fortgeschrittenen Planungsständen". Solche Berechnungen anzustellen, sei "die ausdrückliche Aufgabe der Projektleitung".

Mitte Juli soll das Ergebnis des Stresstests für Stuttgart 21 vorgestellt werden. Verwirrung hatte es zuletzt darüber gegeben, wie die Untersuchungen der Bahn ausgegangen sind. Über mehrere Wochen hatte das Unternehmen den künftigen Betrieb des unterirdischen Bahnhofs simuliert. Nun prüft das Schweizer Beratungsunternehmen SMA die Ergebnisse. Entscheidend ist, ob Stuttgart 21 um 30 Prozent leistungsfähiger ist als der oberirdische Bahnhof.

Mehr dazu im aktuellen SPIEGEL ab Seite 18

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