Stuxnet Geißler II

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Als ihm Juni vergangenen Jahres der Computerwurm Stuxnet auftauchte, staunte die Fachwelt nicht schlecht. Das Monster überwand bislang als unüberwindbar gedachte Sperren in Computersystemen und richtet zudem seinen Schaden nicht wahllos und in jedem System an, sondern gezielt in Systemen, die wiederum an bestimmte andere Industriesteuerungsprozesse gekoppelt waren.

Antivirus-Fachleute gehen davon aus, dass eine derartig programmierte Schadsoftware nur von einem Expertenteam aus Programmierern zusammen mit Industrieingenieuren entwickelt worden sein kann und mehrere Millionen Dollar gekostet haben dürfte. (Freilich -und das kann ich mir mal wieder nicht verkneifen- funktioniert der teure Zauber nur auf Basis des Betriebssytems Windows. Wie kann man nur so rasseldumm sein, extrem sicherheitsrelevante Technik mit Windows statt mit Linux oder einem anderen unixartigen Betriebssystem zu betreiben.)

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Foto: Tobias Münchmeyer/Greenpeace

Ein anderer, jahrzehntelang aufwändig und teuer programmierter Trojaner schlug gestern wieder zu. Nachdem das Schadprogramm auf zwei Beinen bereits im vergangenen Herbst das System der Bürgerbewegung gegen S21 mit seinem sogenannten Schlichterspruch fast zum Absturz gebracht hat, scheinen sich die Programmierer inzwischen so sicher zu sein, dass der Trojaner zwar nicht seinen Code offen legte, so doch aber sein Angriffsziel teilweise preis gab: „Der Bahnhof wird sowieso gebaut, das sage ich nur nebenbei.“

Heiner Geißler ist die CDU-Waffe im Cyberkrieg um S21 in engerem Sinn. Dahinter steht vermutlich aber ein größeres Projekt, an dem auch die Kanzlerin selbst beteiligt sein muss: der Weg für Schwarz-Grün auf Bundesebene soll frei gemacht werden. Nebenbei will Heiner bestimmt auch auf seine alten Tage noch mal so eine Art „Kanzler der Einheit“ werden. Eitel genug, es Helmut auf diese Weise heimzuzahlen, ist er sicherlich. Dieses Mal allerdings ist es die bundespolitische Einheit von Schwarz und Grün, um dem Großen Projekt Kapitalismus noch einmal eine längere Schonfrist einzuräumen.

Und so „hilft“ er mit seinem jahrzehntelang erworbenen strategischen Wissen den Grünen, unter weitestgehender Wahrung ihres Gesichts, das Wahnsinns-Bahnhofs-Projekt doch noch zu realisieren; es wäre das Gesellenstück notwendiger politischer Perfidie und würde die Grünen auf Bundesebene endgültig kanzler- und regierungsfähig machen. Und er rettet, was das Hauptanliegen sein dürfte, seiner CDU den Hintern, die ansonsten -auf Grund ihres reaktionären Stammpersonals und unter Hinterlassung dessen Pfründe- im historischen Orkus verschwinden würde.

Attac-Geißler, der sich geschickt als Open-Source-Software tarnt, ist derjenige, der letztlich S21 doch noch zum Durchbruch verhelfen könnte. Es ist höchste Zeit, dass die Bürgerbewegung die Finger von Windows lässt und konsequent auf Linux umsteigt.

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Untergehen soll aber deswegen nicht der zweite Knaller des gestrigen Tages: Der Spiegel veröffentlichte in seinem Print gestern die ihm dokumentarisch vorliegenden Vorgänge rund um die jahrelangen S21-Finanzierungs-Betrügereien von Bahn Hand in Hand mit der Politik auf allen Ebenen. Sollte sich der Spiegel-Bericht als stichhaltig erweisen, ist klar, dass die Parlamentarier bis hinauf auf die Bundesebene systematisch und gezielt belogen wurden, um deren Zustimmung zu dem nutzlosen, irrsinnig teuren Projekt zu erschleichen.

Da hierin wiederum Politiker aller Ebenen verstrickt sind, wäre im Deutschen Bundestag eigentlich sofort die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses angezeigt.

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