Am 3. Oktober 2010, am 20. Jahrestag der Deutschen Einheit, sagte Bundespräsident Christian Wulff: "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland." Damit sprach er nicht nur den muslimischen Bürgern dieses Landes aus der Seele, sondern bot auch jedem Bürger die Chance, mit sich und dem Islam Frieden zu schließen. Dies war ohne Zweifel ein Riesenschritt in die richtige Richtung.

Der Bundespräsident sprach außerdem über viele andere Punkte, die leider weniger beachtet wurden. Er sagte wörtlich: "Legendenbildungen, Zementierung von Vorurteilen und Ausgrenzungen dürfen wir nicht zulassen. Das ist in unserem eigenen nationalen Interesse."

Er warnte außerdem vor dem Auseinanderdriften der Lebenswelten: "Zu große Unterschiede gefährden den Zusammenhalt." Daraus folgerte er: "Vielfalt schätzen, Risse in unserer Gesellschaft schließen – das bewahrt vor Illusionen, das schafft echten Zusammenhalt. Das ist Aufgabe der Deutschen Einheit heute."

Für den Innenminister gehört der Islam nicht zu Deutschland

Seit einigen Wochen hat Deutschland einen neuen Innenminister, der dem Bundespräsidenten widerspricht und anscheinend nichts von Taktgefühl versteht. Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte nichts Besseres zu tun, als kurz nach seinem Amtsantritt lauthals zu rufen: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland."

Wir sollten diesen Satz nicht einfach so hinnehmen! Was dieser Satz bedeutet, merkt man erst, wenn man ihn genauer betrachtet.

Stellen sie sich vor, Sie sind in einer fremden Stadt. Sie machen einen Spaziergang und merken irgendwann, dass sie hungrig sind. Sie sehen ein Café und möchten dort etwas essen. Sie kommen näher und lesen auf einem Schild an der Tür in großen Buchstaben: "Der Islam gehört nicht in dieses Café!"

Würden sie jetzt eine Anzeige gegen die Betreiber dieses Cafés stellen, würden sie ohne Zweifel Recht bekommen. Jedes Gericht würde ein solches Schild als Rassismus und Diskriminierung bezeichnen.

Sätze wie "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" gehen nicht nur muslimische Bürger etwas an. Nein, sie gehen alle Migrantinnen und Migranten in diesem Land etwas an. Denn der Innenminister sagte eben nicht nur "Die Moslems gehören nicht zu uns"; sondern er sagte indirekt auch: Wir akzeptieren keine andere Kultur als die unsere, jeder der nicht dazu passt, möge dieses Land verlassen.

Wirklich überraschend kam diese Aussage von Herrn Friedrich nicht. Schließlich war er einer der ersten gewesen, der in seiner damaligen Funktion als CSU-Landesgruppenchef Bundespräsidenten Wulff offen widersprach. "Die Leitkultur in Deutschland", hatte Friedrich gesagt, "ist die christlich-jüdisch-abendländische Kultur, nicht die islamische!"

Wenn erst einmal die Angst vor Fremden hoffähig geworden ist, dann stehe uns Gott bei.