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Anzeigenkampagne Konzernbosse trommeln für den Euro

Zaudern, zögern, hadern - die Bundesregierung hat sich in der Euro-Krise nicht gerade enthusiastisch für den Zusammenhalt der Währungsunion eingesetzt. Deutsche Top-Manager nehmen das nun selbst in die Hand: In großformatigen Anzeigen wollen sie für mehr Solidarität in Europa werben.
Mitunterzeichner Löscher, Initiator Cromme (Archivbild): "Ein Scheitern des Euro wäre fatal"

Mitunterzeichner Löscher, Initiator Cromme (Archivbild): "Ein Scheitern des Euro wäre fatal"

Foto: ASSOCIATED PRESS/ Matthias Schrader

Düsseldorf - Die Euro-Rettung gehört zu den unpopulären Vorhaben der Bundesregierung - ein großer Teil der Wähler lehnt die Milliardenhilfen für Griechenland, Irland und Portugal laut Umfragen ab. Nun versuchen rund 70 deutsche und französische Konzernbosse, die Stimmung mit einer Kampagne zu kippen: Kommende Woche wollen sie in großformatigen Zeitungsanzeigen die Vorzüge des Euro preisen und für die Finanzspritzen werben, berichtet das "Handelsblatt".

Die Unterzeichnerliste liest sich wie ein Who's who der deutschen und französischen Wirtschaftselite: Ob Daimler-Chef Dieter Zetsche, Peter Löscher von Siemens, Telekom-Lenker René Obermann oder E.on-Vorstandschef Johannes Teyssen - so ziemlich alle deutschen Konzernriesen sind vertreten. Auch BMW-Chef Norbert Reithofer und Post-Chef Frank Appel haben der Zeitung zufolge ihre Unterschrift bestätigt.

Auf französischer Seite sind dem Bericht zufolge unter anderem die Chefs von EADS, Total, Renault oder EdF dabei. Die an der Erklärung beteiligten Manager tragen Verantwortung für mehr als fünf Millionen Beschäftigte und insgesamt 1,5 Billionen Euro Umsatz.

Die Aktion erinnert an den energiepolitischen Appell. Mit diesem hatten Industriekonzerne im vergangenen Jahr für eine Verlängerung der Atomlaufzeiten geworben. Auch dieser Appell wurde in Zeitungen abgedruckt.

Merkel soll die Aktion initiiert haben

Diesmal wollen die Wirtschaftsbosse eindringlich für den Erhalt der Währungsunion werben: "Ein Scheitern des Euro wäre ein fataler Rückschritt für Europa", heißt es darin. Seit der Euro-Einführung sei die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen deutlich gestiegen, und es seien fast neun Millionen neue Arbeitsplätze in der Euro-Zone entstanden.

Die Konzernlenker verteidigen die Milliardenhilfen für die notleidenden Euro-Mitglieder: Nicht der Euro, sondern die Schuldenkrise gefährde das Erreichte. Den von der Schuldenkrise betroffenen Ländern müsse kurzfristig geholfen werden, damit deren Bevölkerung eine Zukunftsperspektive sehe. Zudem müssten die Stabilitätsregeln gestärkt werden.

Forderungen nach einem Ausschluss einzelner Euro-Mitglieder oder die Teilung Europas in einen nördlichen und einen südlichen Teil seien ein Irrweg, zitiert die Zeitung weiter aus dem Brief. Auch wenn die Euro-Rettung viele Milliarden kosten werde, seien Europa und seine Währung die Anstrengung wert.

Unklar ist, wer den Anstoß für die PR-Aktion gegeben hat. Laut "Handelsblatt" ist der Inhalt des aktuellen Briefs mit dem Kanzleramt abgestimmt worden - dort versicherte man jedoch, die Konzernlenker seien von selbst auf die Idee gekommen. Aus den Unternehmen habe es hingegen geheißen, die Initialzündung sei von Angela Merkel persönlich ausgegangen, schreibt die Zeitung.

ssu/fdi/Reuters/dapd/dpa