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Hohe Rohstoffpreise Metall-Diebstähle bei der Bahn um 50 Prozent gestiegen

Diebe haben es auf Kupferkabel, Oberleitungen und Schienen der Deutschen Bahn abgesehen: Die Zahl der Raube beim Staatskonzern ist nach SPIEGEL-Informationen seit 2009 drastisch gestiegen - vor allem in sozial schwachen Regionen nehmen die Taten zu.
Schienenetz am Bahnhof Wustermark (Havelland): Osten besonders stark betroffen

Schienenetz am Bahnhof Wustermark (Havelland): Osten besonders stark betroffen

Foto: Nestor Bachmann/ picture alliance / dpa

Hamburg - Der Run auf Rohstoffe trifft die Deutsche Bahn immer härter - denn für Diebe sind Zigtausende Kilometer frei zugänglicher Schienen und Oberleitungen des Staatskonzerns zur wahren Fundgrube geworden. Allein im vergangenen Jahr hat die zuständige Bundespolizei nach SPIEGEL-Informationen mehr als 2700 Fälle von Eisen- und Buntmetalldiebstählen bei der Bahn registriert.

Geklaut wurden 2010 demnach:

  • 347.294 Kilo Kupfer,
  • 675.570 Kilo Stahl,
  • 2399 Kilo Aluminium sowie
  • 1.185.748 Kilo andere Metalle wie etwa Messing, Bronze oder Rotguss.

Neuesten Daten zufolge verschärft sich der Trend sogar: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres wurden bereits mehr als 1400 Diebstähle gezählt. Seit 2009 ist die Zahl der Metall-Diebstähle damit nahezu um 50 Prozent gestiegen. "Der Grund liegt eindeutig in den drastisch gestiegenen Rohstoffpreisen", sagt der Leiter der Konzernsicherheit, Gerd Neubeck.

Auf dem Weltmarkt stieg der Preis für eine Tonne Kupfer seit 2009 von knapp 3000 auf zwischenzeitlich mehr als 10.000 Dollar. "Die hohen Preise auch für Altmetall locken organisierte Banden, die im großen Stil ganze Kabelrollen oder Schienenstränge verschieben, ebenso an, wie Einzeltäter, die ein paar Kilo Stahl im Rucksack mitgehen lassen", sagt Neubeck.

Am meisten geklaut wird nach Erkenntnissen des Unternehmens in sozial schwachen Regionen. Besonders stark betroffen: der Osten. Rund um Halle registrierte die Bundespolizei im vergangenen Jahr 243 Diebstähle, im Bereich Magdeburg waren es 161, in Leipzig 121 Fälle. Es folgen die Regionen Essen, Dortmund, Neubrandenburg und Oranienburg. Mehr als 500 Täter hat die zuständige Bundespolizei allein im vergangenen Jahr festgenommen."

Polizei und Bahn trifft sich am Montag zum "Buntmetallgipfel"

Am Montag dieser Woche wollen sich Sicherheitsexperten der Bahn mit Verantwortlichen der Bundespolizei erstmals zu einem "Buntmetallgipfel" treffen. Laut Einladungstext soll es darum gehen, "Erfahrungen auszutauschen, Gegenmaßnahmen zu eruieren und diese in gemeinsam abgestimmten Maßnahmen zu bündeln".

Doch ist der Imageschaden durch den Metallklau für den Konzern immens. "Hunderttausende Kunden müssen es im Laufe eines Jahres ausbaden, wenn Züge stillstehen oder mit erheblichen Verspätungen unterwegs sind", sagt Sicherheitschef Neubeck. Im Jahr 2010 waren rund 8500 Züge betroffen. Mehr als 360 fielen ganz oder teilweise aus.

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