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Flugunfall Lufthansa-Frachtmaschine stürzte nach Pilotenfehlern ab

Im Sommer 2010 zerschellte eine Lufthansa-Frachtmaschine in Saudi-Arabien. Die US-Untersuchungsbehörde NTSB macht nach Informationen des SPIEGEL jetzt die Piloten für den Absturz verantwortlich. Ein Problem war auch der Maschinentyp, der als schwer beherrschbar gilt.
Wrack der Lufthansa-Frachtmaschine in Riad: Pilotenfehler bei der Landung

Wrack der Lufthansa-Frachtmaschine in Riad: Pilotenfehler bei der Landung

Foto: AFP/ AL-RIYADH NEWSPAPER

Hamburg - Gleich mehrere Fehler der Piloten führten zum Zerschellen einer Lufthansa-Frachtmaschine vor einem Jahr in Riad. So steht es in einem soeben fertiggestellten Bericht der US-Unfalluntersuchungsbehörde NTSB, der dem SPIEGEL vorliegt. Demnach ließ der Erste Offizier die Boeing-Maschine vom Typ MD-11 beim Landeanflug viel zu schnell an Höhe verlieren.

"Der Kapitän wies nicht auf die hohe Sinkrate hin oder forderte ein Durchstarten, wie es in den Betriebsanweisungen von Lufthansa Cargo empfohlen wird", schreiben die US-Unfallermittler. So krachte der Frachtflieger auf die Landebahn in der saudi-arabischen Hauptstadt.

"Was dann passierte, war schockierend", gab der damals 39-jährige Kapitän später zu Protokoll: Die Lufthansa-Maschine sprang anderthalb Meter hoch in die Luft und schlug dann noch einmal mit stärkerer Wucht auf den Asphalt. "Die Nase kam hoch und runter", berichtete der Erste Offizier den Ermittlern. Genauer könne er sich nicht mehr erinnern, so der beim Unfall 29-Jährige. Zu heftige Steuerbefehle des Kapitäns nach dem ersten Aufsetzen hätten die Lage noch "verschlimmert", so das Urteil der Ermittler.

Die Maschine gilt als schwierig, Piloten sprechen von einer "Diva"

Schließlich zerbrach die MD-11 und ging in Flammen auf. Im Frachtraum der Unglücksmaschine befanden sich Gefahrgüter und angeblich auch Waffen. Beide Piloten kamen ins Krankenhaus. Die Unfallermittler haben auf Basis ihrer Erkenntnisse Sicherheitsempfehlungen ausgegeben – etwa ein verstärktes Training und bessere Rettungsanleitungen für das Betriebshandbuch.

In den vergangenen zwei Jahren kam es siebenmal zu ähnlichen Bruchlandungen, eine verlief für die Crew tödlich. "Lufthansa Cargo hatte fast alle der jetzt von der NTSB herausgegebenen Empfehlungen bereits im Vorfeld des Unfalls umgesetzt", sagte Sprecher Nils Haupt dem SPIEGEL.

Sein Konzern betreibt vom Frankfurter Flughafen aus 18 Flugzeuge des Typs MD-11, der als schwer beherrschbar gilt. Die hohe Landegeschwindigkeit der MD-11 und der weit nach hinten verlagerte Schwerpunkt machen ihre Steuerung sehr anspruchsvoll, weshalb die Piloten sie auch "Diva" nennen.

Die beiden Unglückspiloten fliegen inzwischen wieder - auf dem Modell MD-11.