Havarie vor Sansibar:200 Menschen sterben bei Fährunglück

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Bei einem Fährunglück vor der Küste der afrikanischen Insel Sansibar sind mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen, für die Bergung der Verunglückten fehlt es an der notwendigen Ausrüstung. Die Fähre war offenbar heillos überfüllt.

Der Untergang einer Fähre vor der Insel Sansibar hat Hunderte Menschen in den Tod gerissen. Den Rettern boten sich grausige Bilder. Mehr als 200 Leichen wurden an die Küste geschwemmt oder von Rettungskräften geborgen, sagte ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Über 400 Menschen, darunter 60 Kinder, seien gerettet worden. Ob auch Touristen unter den Opfern sind, war zunächst unklar.

Überlebende retten sich auf Flößen von der havarierten Fähre vor der Küste Sansibars. (Foto: AP)

"Die Toten sind meist Frauen und Kinder", sagte der Direktor für Katastrophenmanagement des tansanischen Roten Kreuzes, Joseph Kimaryo. Der britische Rundfunksender BBC zitierte Sansibars Minister für Notfälle, Mohammed Aboud, mit der Aussage, man habe 163 Leichen geborgen.

Die Fähre MV Spice Islander war in der Nacht zum Samstag aus zunächst unbekannten Gründen vor der Küste der Urlaubsinsel untergegangen. Das Boot war von Sansibars Hauptinsel Unguja zur Nachbarinsel Pemba unterwegs gewesen. Es hatte Unguja um 21.00 Uhr verlassen. Das Unglück geschah gegen ein Uhr morgens. In den ersten Stunden nach dem Unglück war es zu dunkel für die Retter, hieß es. Rettungsteams der Regierung und des Roten Kreuzes suchten stundenlang nach Überlebenden in den Gewässern.

Beschwerliche Rettungsarbeiten

Auch an den Stränden Pembas fanden Mitarbeiter des Roten Kreuzes angeschwemmte Leichen. Ein Mangel an geeigneter Ausrüstung und starke Strömungen erschweren allerdings die Rettungsarbeiten, sagte Kimaryo. Die 60 Meter lange Fähre hatte eine Kapazität von 645 Passagieren und 45 Besatzungsmitgliedern. Rettungskräfte vermuten allerdings, dass weitaus mehr Passagiere an Bord waren. Ein Überlebender sagte dem arabischen Sender Al Dschasira, die Fähre sei völlig überfüllt gewesen und in einem Gebiet mit starken Strömungen gesunken. Am Hafen in Sansibar kam der Schiffsverkehr zum Erliegen. Alle verfügbaren Schiffe beteiligen sich an der Rettungsaktion.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat "nach bisherigen Erkenntnissen" keine Hinweise auf deutsche Opfer bei dem Fährunglück. "Die deutsche Botschaft in Daressalam ist mit Hochdruck um Aufklärung bemüht", teilte das Außenministerium mit. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte: "Ich möchte der Regierung und den Menschen in Tansania unsere aufrichtige Anteilnahme übermitteln. Insbesondere den Angehörigen und Freunden von Vermissten und Opfern der Tragödie gilt unser tief empfundenes Mitgefühl." Bundespräsident Christian Wulff schickte seinem tansanischen Amtskollegen Jakaya Mrisho Kikwete ein Beileidstelegramm.

© sueddeutsche.de/dpa/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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