Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Zug zum Hahn ist abgefahren

12.09.11 (Rheinland-Pfalz) Autor:Niklas Luerßen

Momentan verdichten sich die Hinweise darauf, dass sich die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim (bei Bingen) und Flughafen Hahn nicht nur verzögern wird (Zughalt berichtete), sondern ganz gestrichen werden könnte. Die Pläne zur Reaktivierung dieser Teilstrecke der Hunsrückquerbahn reiften in der Zeit, als ein Passagierrekord nach dem anderen aufgestellt und angenommen wurde, dass ab 6 Millionen Passagiere pro Jahr ein Transportproblem auftreten würde.

Außerdem wurde mit der besseren Gewinnung von neuen Kunden bei einer Bahnanbindung argumentiert. Nachdem die Fraport AG vor zwei Jahren ausgestiegen ist und Ryanair Flugverbindungen drastisch getrichen hatte, kann von 6 Millionen Passagieren pro Jahr keine Rede mehr sein. Zudem wird dieses Jahr der vierspurige Ausbau der B50 dafür sorgen, dass das aktuelle Aufkommen problemlos per Straße bewältigt werden kann.

Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) wird das Planungsverfahren dennoch vorerst so durchführen, dass es frühestens 2016 abgeschlossen sein wird. Der Koalitionsvertrag sagt dazu: „Bei der Reaktivierung der Hunsrückbahn von Langenlonsheim zum Flughafen Hahn werden wir die Verbesserung der regionalen Erschließungsfunktion prüfen. Die derzeitige Umsetzung wird fortgesetzt.“. „Prüfen“ ist jedoch ein Unterschied zu „Umsetzen“. Landtagspräsident Joachim Mertes bestätigte, dass die Planungen insoweit weiter umgesetzt werden und danach der „vorherrschen Nachfragesituation gegenübergestellt“ werden. Das bedeutet im Klartext, dass es sein könne, dass die Planungen nicht umgesetzt würden, wenn das Verfahren abgeschlossen wurde und ein eindeutiger Schienentransportbedarf nicht gegeben sei, denn das Projekt kostet eine Stange Geld, was das Land Rheinland-Pfalz nicht unbedingt habe.

Die Planungen an sich kosten 7 Millionen Euro, die jedoch vom Bund übernommen werden würden, wenn die Planungen abgeschlossen seien. Steigt Rheinland-Pfalz vorzeitig aus, würde das Land für die Planungskosten aufkommen. Zusätzlich kämen die Kosten der Reaktivierung – hierfür wurden mal 60 Millionen Euro angegeben – sowie die Bestellerkosten des Zugbetriebs hinzu. Durch den verordneten Sparzwang würde ein solches Projekt eigentlich nicht zulässig, wenn der Bedarf nicht gegeben ist. Auf die verbleibenden 3 Millionen Passagiere pro Jahr und der Notwendigkeit der Bahn zum Hahn sagte Mertes: „Die Hahn-Anbindung über die vierspurige B?50 ist äußerst leistungsfähig. Parallel dazu würde eine Bahn mit 60 km/h fahren. […] Wir stellen uns den neuen Nachfragerealitäten“.

Es liegt also der Verdacht nahe, dass das Land nun versucht, elegant aus diesem Projekt auszusteigen.

Kommentare sind geschlossen.