Google plant eine Börse für Interessenskategorien, über die Werbeunternehmen Internetnutzer gezielter ansprechen können. Das Projekt werde unter dem Kürzel DDP entwickelt, berichtete das Online-Fachmagazin AdAge Digital .

Google-Sprecher Klaas Flechsig bestätigte das indirekt. Er sagte: "Wir arbeiten zusammen mit mehreren Kunden und Partnern an verschiedenen Initiativen rund um das Thema Datenmanagement." Ziel sei es, Websitebetreiber "bei der Verwaltung ihrer Datenquellen zu unterstützen, um Werbekunden eine effizientere Verwendung zu ermöglichen und um Nutzern größere Kontrolle und Transparenz zu geben".

Glaubt man dem Bericht von AdAge , reichen Googles Pläne bereits weit. Auf der Plattform sollen demnach Verleger und Datenvermarkter ihre Kundendaten hinterlegen können. Werbekunden dann sollen sich daraus das gewünschte Werbepublikum zusammenstellen. Und so etwa Menschen finden, die auf der Suche nach Neuwagen sind, eine Reise planen und bestimmte Zeitungen lesen.

Googles Geschäftsmodell basiert schon immer auf diesem Wissen und der Konzern hat große Mengen davon gesammelt. Wie detailliert die Daten sein könnten, führt der jüngste Dienst Google+ vor: Wenn Android-Nutzer Bilder aufnehmen und in ihr Web-Fotoalbum laden, um sie mit anderen Nutzern zu teilen, erfährt Google, wer diese Bilder wo aufgenommen hat und mit wem sie geteilt werden. Über Bilderkennungsmechanismen und Tagging weiß Google auch, was fotografiert wurde.

Aus dem Stream eines Nutzers erfährt Google darüber hinaus, wofür sich dieser interessiert und in welchen Kreisen und Interessengruppen er sich bewegt. Über den Anzeigendienst DoubleClick erfährt Google mithilfe von Cookies, wohin er surft. Verknüpft mit den Suchanfragen, in denen wir unsere Wünsche und Befürchtungen enthüllen , entstehen aussagekräftige Profile .

Das Besondere ist, dass es sich immer um Echtzeit-Daten handelt. Die Profile sind aktuell und Anzeigenkunden wären damit in der Lage, rasch auf Trends zu reagieren.

Schon jetzt werden diese Informationen an Werbetreibende verkauft, zumindest indirekt. Denn Google verkauft letztlich Werbeflächen und nutzt die Profile, um die Anzeigen, für die Kunden bezahlen, gezielt auszuspielen. Denn je stärker sie auf jemanden zugeschnitten sind, desto größer die Chance, dass er auf die Werbung klickt – was mehr Geld für Google bedeutet.

Die neue Profilplattform DDP wäre der erste Versuch des Konzerns, aus seinen Nutzerdaten direkt Profit zu schlagen. Zumindest in Deutschland wirft das allerdings eine Reihe von rechtlichen Fragen auf.