Marktberichte

"Driving Season" in den USA Ölpreis klettert - Gold auch

New Yorker Rohstoffhändler bei der Arbeit: Beginnt oder endet die große Zeit der Edelmetalle?

New Yorker Rohstoffhändler bei der Arbeit: Beginnt oder endet die große Zeit der Edelmetalle?

(Foto: Reuters)

Im Sommer füllen sich die US-Highways und Interstates mit Urlaubern und anderen Reisenden. In der sogenannten "Driving Season" steigt die Nachfrage nach Benzin kräftig an. Fallende Öl-Lagerbestände und steigende Ölpreise sind die Folge. Aber auch der Goldpreis lässt sich nicht lumpen.

Die Ölpreise sind am Dienstag mit der Aussicht auf fallende Ölreserven in den USA leicht gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im September kostete im asiatischen Handel 116,35 US-Dollar. Das waren 30 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur August-Lieferung stieg um 28 Cent auf 96,21 Dollar.

Freie Fahrt auf dem Freeway: Im Sommer wird in den USA traditionell mehr gefahren. Das lässt die Spritnachfrage regelmäßig steigen.

Freie Fahrt auf dem Freeway: Im Sommer wird in den USA traditionell mehr gefahren. Das lässt die Spritnachfrage regelmäßig steigen.

(Foto: REUTERS)

In den USA habe die Ferienzeit begonnen und damit die Zeit, in der die US-Bürger deutlich mehr Auto fahren, hieß es von Händlern. In den Sommermonaten steige traditionell der Verbrauch von Kraftstoffen, und die Raffinerien arbeiteten mit voller Auslastung. Durch die gestiegene Nachfrage sei mit einem Rückgang der Lagerbestände an Benzin und Rohöl in der größten Volkswirtschaft der Welt zu rechnen. Das ließ die Ölpreise laut Händlern im asiatischen Handel etwas ansteigen.

Am Vorabend hatten die Ölpreise angesichts des Stillstands bei den Gesprächen in Washington über eine Lösung in der US-Schuldenmisere deutlich nachgegeben. Das Fass WTI verbilligte sich um 2,40 Dollar auf 94,90 Dollar. Der Brentpreis sank um rund 1,80 Dollar auf 115,47 Dollar je Barrel. Die US-Börsen verzeichneten ebenfalls deutliche Kursrückgänge. Die Ratingagentur Fitch warnte die USA erneut, im Falle eines Scheiterns der Gespräche zwischen Republikanern und Demokraten die Kreditwürdigkeit des Landes zu senken.

Gold hält sich über 1600 Dollar

Am Markt für Edelmetalle hatten die Schuldenprobleme auf beiden Seiten des Atlantiks zu Wochenbeginn einen neuen Run auf Gold ausgelöst. Die Feinunze verteuerte sich kräftig und kostete erstmals mehr als 1600 Dollar. Die Feinunze Gold wurde am Dienstagvormittag in London mit 1.602,00 Dollar festgestellt.

"Dass Gold viel mehr als ein Rohstoff ist, ist dem Markt sehr wohl bewusst", erklärten die Commerzbank-Analysten. Die jüngste Entwicklung zeige, dass Gold eine Währung sei, die aktuell von der Schwäche der beiden großen Währungen - US-Dollar und Euro - profitiere. Gemeinhin gilt Gold als Inflationsschutz und Angstindikator für die Anleger.

"Die politischen Unsicherheiten in den Vereinigten Staaten und Europa sind ein Dauerbrenner, und die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen wird anhalten", fasste Natalie Robertson, Rohstoff-Analystin bei ANZ, zusammen. Nach ihrer Auffassung könnte der Goldpreis noch bis auf 1650 Dollar steigen. Auch Barclays sagte für die nächsten Tage weiter steigende Goldpreise voraus. "Solange aber die makroökonomischen Daten weiterhin für Gold sprechen, gehen wir davon aus, dass sich die Rally über das Jahr hin fortsetzen wird", erklärte auch der Rohstoffexperte der Saxo Bank, Ole Hansen. Der Anstieg sei umso bemerkenswerter, da das Edelmetall normalerweise im Sommer wegen des geringeren Bedarfs der Schmuckindustrie in Indien und Italien weniger nachgefragt werde, erklärten Analysten.

An dem günstigen Umfeld für Gold dürfte sich diese Woche nach Einschätzung von Börsianern kaum etwas ändern. Unter anderem steht am Donnerstag der Sondergipfel der EU zu Griechenland an. Dabei ist nicht ausgemacht, dass die unterschiedlichen Positionen unter einen Hut gebracht werden können. So scheint die Bundesregierung auf eine Beteiligung der privaten Gläubiger zu bestehen, was in den Augen der Ratingagenturen als Teil-Zahlungsausfall gewertet werden könnte - mit der entsprechenden Herabstufung. Die EZB will keine Anleihen von zahlungsunfähigen Ländern als Sicherheit akzeptieren. Einige Analysten sprechen schon von einem Teufelskreis.

Die Argumente gelten auch für Silber

Selbst das zuletzt verschmähte Silber schien vielen Anlegern sicherer als Dollar oder Euro. Die Feinunze hatte sich zu Wochenbeginn um bis zu 3 Prozent auf 40,44 Dollar verteuert. Über 40 Dollar notierte Silber zuletzt Anfang Mai, als es mit 49,51 Dollar den höchsten Stand seit 1980 erreichte. Veränderte Kontraktbedingungen beendeten den Höhenflug des Edelmetalls abrupt. Zudem wird Silber als Rohstoff beispielsweise für den Bau von Katalysatoren für die Autoindustrie benötigt.

Der Rückgang des Dollarkurses trieb indes den Kupferpreis in die Höhe. Eine Tonne des Industriemetalls verteuerte sich um bis 1,4 Prozent auf 9826 Dollar. "Wir haben an den Devisen- und Aktienmärkten eine ordentliche Kehrtwende gesehen", erklärte ein Analyst. Die Märkte sähen offenbar in den Schuldenkrisen wieder etwas weniger ein Konjunkturproblem als noch zum Wochenbeginn. Zudem hätten einige den Eindruck, dass in Asien die Probleme nicht so groß wie in den USA und der Euro-Zone sind. Vor allem in China gebe es trotz der jüngsten Zinserhöhungen keine Anzeichen für eine Verlangsamung der Konjunktur. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist der der größte Kupfer-Verbraucher der Welt.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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