Streit um Bundestrainerin Silvia Neid:Theo Zwanziger rechnet mit Kritikern ab

DFB-Präsident Theo Zwanziger stellt sich vehement hinter Bundestrainerin Silvia Neid: Er kritisiert Birgit Prinz, den Potsdamer Trainer Bernd Schröder und den Frankfurter Manager Siegfried Dietrich. Alle sollten sich bei Neid entschuldigen. Die erste Antwort kommt prompt.

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat unmittelbar nach der Frauen-WM zu einem Rundumschlag gegen die Kritiker von Bundestrainerin Silvia Neid ausgeholt. In einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) forderte Zwanziger eine Entschuldigung des Potsdamer Trainers Bernd Schröder und des Frankfurter Managers Siegfried Dietrich bei Neid.

Frauen-WM 2011 - Schweden - Frankreich

Deutliche Worte nach der WM: DFB-Präsident Theo Zwanziger.

(Foto: dpa)

Auch für die Kritik von Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz an der Trainerin, die nach dem Aus im Viertelfinale gegen Japan (0:1 n. V.) unter Druck geraten war, zeigte der DFB-Boss kein Verständnis.

"Ich habe die Hoffnung, dass gerade Bernd Schröder und Siegfried Dietrich den Weg finden, um mit einem entschuldigenden Wort gegenüber der Bundestrainerin deutlich zu machen, dass sie zu weit gegangen sind", sagte Zwanziger, der sich mit Schröder und Dietrich in der kommenden Woche zur Aufarbeitung der Vorfälle treffen möchte.

Die Aufforderung zu einer Entschuldigung wies Schröder aber bereits zurück. "Ich sehe derzeit keinen Anlass dafür. Silvia Neid muss selbst die Frage nach Ursache und Wirkung beantworten. Sie hat mich vor Wochen lächerlich gemacht", sagte Schröder, "ich bin aber gerne bereit, unter vier Augen mit ihr zu reden - ohne dass davon etwas an die Öffentlichkeit kommt."

Die Forderung Zwanzigers sei "schlechter Stil von Theo. Man sollte nach vorne gucken und die WM abhaken." Zwanziger dagegen blickte zunächst aber im Zorn zurück und rechnete schonungslos ab: "Ich bin besonders enttäuscht von meinem Freund Bernd Schröder. Mir hat ein Satz von ihm besonders weh getan, wo er sagt, dass Neid der Trainertyp wäre, der die Mädels untereinander ausspielt. So etwas geht nicht."

Frankfurts Manager Dietrich kam nicht besser weg: "Auch da verstehe ich nicht, dass Dietrich, für den ich im Zuge des Turniers alles getan habe und den ich als höchsten Repräsentanten der Bundesliga entsprechend behandelt und platziert habe, über Birgit Prinz diese Dinge hinterfragt. Das Nachkarten ist doch keine Aufgabe. Und für jeden sollte eine sachliche Analyse wichtiger sein als Selbstinszenierung."

Zwanziger: Abschiedsspiel für Prinz

Zwanziger ging sogar noch weiter. Die von Schröder geforderte Streitkultur im Frauenfußball bezeichnete der DFB-Präsident als "dummes Zeug". Dafür sei der Frauenfußball noch nicht weit genug: "Es gibt bei den Frauen keinen Uli Hoeneß. Was gemacht wurde, ist kontraproduktiv. Und es ist respektlos gegenüber einer Trainerin, die so erfolgreich war. Das gehört sich einfach nicht."

Laut Zwanziger sei Neid "maßlos enttäuscht über die Äußerungen". Für den DFB-Boss ist es "traurig, dass zwei Personen, mit denen ich weiter intensiv zusammenarbeiten wollte, sich so kritisch über eine Frau äußern, die so erfolgreich für den deutschen Fußball gearbeitet hat und dies weiter tun wird".

Gleichzeitig machte Zwanziger deutlich, wer im Frauenfußball das Sagen hat: "Ich darf auch daran erinnern, dass wir drei Millionen Euro an TV-Geldern in die Bundesliga investieren. Dieses Geld wird von der Nationalmannschaft eingespielt."

Verstimmt ist Zwanziger auch wegen Prinz. Die 33-Jährige, die von Neid am Ende ihrer Karriere zur Reservistin degradiert wurde, hatte der Bundestrainerin kommunikative Mängel vorgeworfen. "Ich kann es nicht verstehen, aber Birgit hat ja auch ein Umfeld. Ich hätte mir gewünscht, dass Dietrich sie richtig beraten hätte. Und der richtige Rat wäre gewesen, die Vergangenheit ruhen zu lassen", sagte Zwanziger. "Birgit und Silvia Neid haben sicher nicht ständig miteinander gesprochen. Aber als es galt, war Silvia Neid für Birgit Prinz da. Die Trainerin hat alles für Birgit gemacht."

Dennoch ließ Zwanziger durchblicken, dass die dreimalige Weltfußballerin ein Abschiedsspiel erhalten soll. "Es muss eine angemessene Verabschiedung geben. Ich denke, dass es die geben wird. Sie hat so viel für den deutschen Frauenfußball geleistet, dass alles andere schmerzlich wäre", sagte er.

Der Verbandschef wies außerdem Meldungen zurück, wonach er den Vertrag mit Neid vor der WM eigenmächtig bis 2016 verlängert habe: "Das ist kompletter Unsinn. Es ist die normale Praxis, wie sie in unserer Satzung beschrieben ist."

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