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Meeresboden im Krisengebiet: Riesiges Tablett für Rohstoffe

Foto: Uc Of San Diego/ Sio

Japan-China-Konflikt Meereskarte zeigt das hart umkämpfte Rohstofflager

Acht unbewohnte Felsen im Pazifik haben einen Handelskrieg zwischen China und Japan ausgelöst. Was steckt dahinter? Eine Karte des Meeresbodens offenbart, warum die Region so begehrt ist.

Hamburg - Kleine Inseln, große Krise: Der Konflikt um die winzigen Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer hat sich verschärft. Die Regierung in Peking droht Japan mit Handelsbeschränkungen, China könnte sogar den Export wichtiger Rohstoffe stoppen. Schon fordern Radikale in dem Land, den Konflikt militärisch auszutragen.

Chinesische Fischerboote haben Kurs auf die umstrittenen Eilande genommen, die in China Diaoyu-Inseln heißen. Schiffe der Küstenwache beider Länder patrouillieren in den Gewässern, auf deren Grund wertvolle Bodenschätze liegen. China und Japan pochen auf den Besitz des kleinen Archipels.

Eine Karte des Meeresbodens, die ein internationales Team von Geoforschern erstellt hat, offenbart, warum die Region so begehrt ist: Vor China erstreckt sich ein ungewöhnlich großes Flachmeergebiet. Der überflutete Sockel des asiatischen Kontinents ragt dort Hunderte Kilometer nach Osten. Normalerweise misst die Unterwasserverlängerung der Kontinente, der sogenannte Schelf, nur rund 70 Kilometer.

Inseln liegen ziemlich genau auf der Grenze

China beruft sich auf die internationale Regelung, wonach einem Staat 350 Seemeilen (648 Kilometer) des vorgelagerten Schelfs - und manchmal sogar mehr - zugerechnet werden könnten. Japan hingegen will die Grenze beider Länder auf halbem Wege festlegen.

Die Senkaku-Inseln liegen ziemlich genau auf dieser Linie - sie könnten Japans Grenzziehung also zementieren, sofern sie dem Land zugerechnet würden. Doch selbst diese Seegrenze sorgt bei den Japanern mittlerweile für Misstrauen: Sie fürchten, China könnte mit Querbohrungen im Meeresboden Öl und Gas aus ihrem Territorium absaugen.

Das flache Meer bietet ideale Voraussetzungen für die Entstehung von Energieressourcen: Große Flüsse wie der Jangtse schwemmen seit Jahrmillionen Pflanzenreste und Schlamm vor die Küste Ostasiens, wo sie auf den Grund sinken. Unter der Last nachfolgender Sedimente verwandeln sich die Partikel zu Öl und Gas. Doch die Gegend wurde noch lange nicht erschöpfend erkundet: "Die Entwicklung der Öl- und Gasförderung im Ostchinesischen Meer befindet sich in der Frühphase", erklärt die US-Energiebehörde EIA.

Mit dem "Seedrachen" zum Gold

Etwa 16 Billionen Liter Erdöl vermutet die EIA im Ostchinesischen Meer - das wäre immerhin knapp ein Zehntel der weltweit vermuteten Reserven. Die Gasmenge dürfte sich sogar auf das Doppelte der Ölvorräte in dem Gebiet belaufen, schätzt die EIA.

Die Senkaku-Inseln liegen südwestlich des gigantischen Chunxiao-Gasfelds und in der Nähe weiterer Lagerstätten. Besonders reizvoll erscheint aber auch ein Tiefseegebiet, das unmittelbar südöstlich der Eilande beginnt: In der 2700 Meter tiefen Okinawa-Rinne (siehe Karte) wurden bereits sechs große Öl- und Gasfelder entdeckt.

Zudem liegen dort offenbar Metalle, etwa Kupfer, Silber und Gold. Vor einem Jahr demonstrierte China eindrucksvoll seine Absicht, die Ressourcen zu heben: Das bemannte chinesische U-Boot "Jiaolong" ("Seedrache") tauchte erstmals mehr als 5000 Meter tief in den Pazifik hinab. Die Chinesen schließen auf zur Leistung des japanischen Tauchboots "Shinkai". Das Wettrennen um die Rohstoffe der Tiefsee hat gerade erst begonnen.