Trinklaune im OffClub/Madame X

Letzte Woche besuchten wir das neue Restaurant von Tim Mälzer – den OffClub bzw. dessen Nebenrestaurant, das Madame X. Nach den Vorschusslorbeeren waren wir auf einiges gefasst – aber nicht auf diesen Abend.

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Wir starteten mit einer Flasche Duval Leroy Femme de Champagne 1996 – eines der komplettesten Champagnererlebnisse seit langem. Eine unglaublich kräftige Säure, wie für 1996 üblich. Aber dazu auch Hefetöne, Lemon Curd und Brioche. Ein unglaublich spannender Wein, der sich einer Kategorisierung entzieht. Dazu genossen wir einen Gruß aus der Küche: unter anderem frittierte Oliven mit Hackfleisch und Kirschtomaten.
Der nächste Zwischengang war eine frittierte Sardelle – serviert mit einem Bauernsalat aus Feta, Olive und Zwiebel. Herrlich würzig und aromatisch.

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Der erste reguläre Gang waren Tomaten mit Büffelmozzarella. Wundervolles Balsamico-Dressing, aromatische Tomaten. So einfach kann gutes Essen sein. Beerbt wurde die Femme de Champagne vom 2012er Bourgogne Blanc der Domaine Bachelet-Monnot. Der 2008er gefiel uns schon gut, der 2012er jedoch noch etwas besser!

Als klassischen italienischen dritten Gang wurde uns ein Insalata Mista serviert. Allerdings auch hier abgewandelt – mit gesmoketem Lauch, gegrilltem Fenchel und gebackener Hühnerhaut. Alles perfekt abgestimmt und in einem wunderbaren Minestrone-Sud.

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Wir wechselten auch zu einer Flasche Nosiola „Fontanasanta“ von Foradori. Ein unglaublich fordernder Wein mit kräutrigen und floralen Noten, aber auch Birne und Koriander. Glückwunsch schon hier zu dieser gelungenen Weinkarte!

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Klassisch italienisch war auch die weiße Polenta mit Bottarga, also getrocknetem Fischrogen. Dementsprechend war dies ein überraschend salziger und würziger Gang.

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Leider hatten wir keine Bilder des folgenden Adlerfisches auf ligurischen Oliven und Staudensellerie gemacht. Ein Augenmerk soll aber nun auf die mit Parmesan gefüllten Ravioli gelenkt werden. Mit Hühnerklein und einem unglaublich aromatischen Sud einer der Höhepunkte des Menüs. Dieser Sud!! Gleichzeitig wechselten wir zu einer Flasche Chateau Musar aus 2005. Ein libanesischer Geheimtipp, der alles mitbringt, was ein guter Bordeaux auch kann: Weiche Tannine, eine tiefe Fruchtigkeit und viel Kraft. Auch vom anschließenden geschmorten Ochsenbäckchen mit Gremolata haben wir kein Bild gemacht. Aber auch hier galt: Dieser Sud!

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Der tatsächliche Höhepunkt – stand nicht auf der Karte. Spontan erkundigten wir uns nach einem großen Stück Rindfleisch, das wir auf Durchreise durch den Gastraum erblickten. Wenige Momente später lagen bereits zwei Stücke bestes, 166 Tage gereiftes Rind aus dem niedersächsischen Oldenburg auf unserem Tisch. Eines bei 200° auf der Grillplatte und eines im Green Egg bei 400° gegrillt. Unsere Tendenz ging klar zum „gewöhnlichen“ Grill, da möglichst viel der Aromen des Fleisches noch präsent waren. Doch damit nicht genug. Vom Fleischrausch beseelt durften wir von einer besonderen Kostbarkeit probieren. Ein Rinderfilet einer 22 Jahre alten Showkuh, die Zeit ihres Lebens sorgsam gefüttert und umsorgt wurde. Die Marmorierung und der Geschmack erinnerte an japanisches Wagyu-Fleisch. Im nur einseitig gegrillten Filet sorgte die feine Marmorierung für einen unglaublich buttrigen, fast weihnachtskeks-artigen Geschmack. Offenbar bekommt man das beste Fleisch Hamburgs in Bahrenfeld.

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Als Nachtisch erwartete uns noch ein dekonstruiertes Tiramisu. Mit Mascarpone-Eis, Biskuit und frischem Espresso. Ein würdiges Ende eines wundervollen Abends mit hervorragendem Essen zum kleinen Preis. Küchenchef Thomas Imbusch, der unter anderem bei Alain Ducasse, Joachim Wissler und Christian Bau gelernt hat, tobt sich hier gastronomisch so richtig aus. Wir waren mit Sicherheit nicht das letzte Mal hier.

Laufzettel Madame X

tikiwise

Beruflich wandelt er auf David A. Emburys Spuren. Dessen Sour-Verhältnis von 8:2:1 irritiert ihn jedoch immer noch. Seine Aufmerksamkeit gilt American Whiskey, Tequila, Mezcal und allerlei Nischenspirituosen, aber auch Rezepten jenseits der Standards.

Altväterlich

1 Kommentar

  1. Ein absolut zutreffender Bericht! Danke für die „Vorschusslorbeeren“ ;). Freut mich, dass euch auch mein Favorit in Hamburg so gefallen hat. Es ist wie Ihr sagt: Speisen (insbes. Fleisch, Saucen/Jus!), Weinkarte, alles auf höchstem Niveau und in Hamburg einzigartig, vor allem in Verbindnug mit einer derart entspannten Atmosphäre. Santé!

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