So. 12. April 2020 um 7:09

Interrogation: Deceived im Test – Welcher Zweck heiligt die Mittel?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Spiele im Comic-Stil fand ich schon immer irgendwie interessant. Die Geschichte in eher kleinen Häppchen mit teils schwerwiegenden Entscheidungen im Gameplay voranzutreiben übt einen gewissen Reiz aus. Interrogation: Deceived für Android macht genau das, allerdings auf arg düstere Weise. Im Spiel tretet ihr grad euren neuen Job bei der Polizei an und geratet in einen Fall, der vielschichtigere Probleme mit sich bringen wird, als man ahnen mag. Doch welche Mittel werdet ihr einsetzen, um euer Ziel und damit auch die Lösung des Falls zu erreichen? Ein Spiel über Ethik und Moral im Rahmen des Gesetzes und darüber hinaus. Ich hatte durchaus meinen Spass am Spiel.

Interrogation: Deceived – Die Geschichte zieht euch in ihren Bann

Allein das Tutorial zeigt schon auf, was euch in den nächsten Spielstunden erwarten wird und das ist definitiv kein Zuckerschlecken. Die Geschichte spielt sich grösstenteils in Verhören ab, wo ihr versucht Opfern und den eher bösen Personen Hinweise oder gar Geständnisse zu entlocken. Das reicht von einfachen Fragen bis hin zu Foltermethoden. Natürlich gibt euch das Spiel die Möglichkeit den Kassettenrekorder für die Aufnahme abzuschalten und die Kameras im Verhörraum zu deaktivieren, damit die Tortur mit dem Elektroschocker nicht auffällt oder offiziell wird. Schliesslich ist Foltern ja verboten.

 

Interrogation: Deceived lässt euch also die Wahl, welche Wege ihr einschlagen wollt und wie stark ihr den Bogen über Recht und Ethik überspannen wollt. Ihr habt zudem mehrere Möglichkeiten eure potenziellen Täter über mehrere Indikatoren im Auge zu behalten. Erweiterte Pupillen geben Aufschluss darüber, wie gewogen sie euch sind und so leichter ehrliche Antworten über die Lippen kommen. Der gemessene Puls zeigt, wie ängstlich sie sind. Auch Angst kann den Menschen antworten entlocken.

 

Die Dialoge sind knackig gestaltet, die Fragen zahlreich, die ihr den zu verhörenden Personen stellen könnt. Jede Frage löst eine andere Regung bei euren potenziellen Verdächtigen aus und ihr müsst all die Gefühlsregungen zu eurem Vorteil nutzen. Kommt ihr einmal nicht weiter, geht es vielleicht auch ans Eingemachte. Androhung von körperlicher Gewalt, bis hin zu schwerer Folter mit dem Elektroschocker ist eine ganze Menge dabei. Allerdings dürfen euch die Offiziellen bei der Ausübung dieser Punkte nicht erwischen. Dadurch brecht ihr nämlich selbst das Gesetz und seid moralisch nicht mehr tragbar.


Interrogation: Deceived “spart” an der Optik, aber nicht an der Atmosphäre

Was wirklich gut gelungen ist und sehr gut zum Stil des Spiels passt, ist die Optik. Nicht ohne Grund reiht sich das Game in das Detective Noir Genre ein. Das nahezu komplett in Schwarz mit grauen Konturen versehene Detective-Style-Game bringt genau die Atmosphäre rüber, die ein dunkler Thriller einfach mitbringen muss. Die Bewegungen im Spiel sind sehr simpel gehalten, so dass der Eindruck vermittelt wird, dass ihr einen interaktiven Comic spielt, in dem ihr der Herr über die Dialoge und Sprechblasen seid. Das macht durchaus einiges her, wirkt zudem auch beklemmend, aber sehr spannend!

 

Dazu trägt auch der Soundtrack bei. Es gibt zwar keinerlei Sprachausgabe, aber die Musik gibt hier den Ton an (Ok, der war flach). Bereits zum Start des Spiels werdet ihr mit der Nachricht begrüsst, dass ihr lieber Kopfhörer aufsetzen solltet, weil dann die Erfahrung wohl am besten ist. Das kann ich nur bestätigen. Die Musik und einige Sound-Schnipsel lassen euch in eure (teils schwerwiegenden) Entscheidungen eintauchen. Ihr bekommt diese und die Veränderungen, die sie auslösen, fast hautnah selbst mit.

‎Interrogation: Deceived
Preis: 3,99 €
Interrogation: Deceived
Preis: Kostenlos
Interrogation: Deceived Screenshot
Jede Akte birgt neue Informationen zu potenziellen Tatverdächtigen und liefern auch Details zu gewissen Fällen.

Ein scheinbar harmloser Einbruch bis zum Kampf gegen den Terror

Eure Arbeit als Polizei-Detektiv wird bereits am Anfang auf eine harte Probe gestellt. Eigentlich sollt ihr einen recht harmlosen Einbruch aufklären, der sich aber dann doch als schwerwiegender entpuppt, da auch noch Mord mit im Spiel ist. Die Geschichte entfaltet sich mit einer überragenden Dynamik und bleibt allein schon wegen der Verhöre immer spannend. Denn diese liefern euch neue Informationen und Story-Schnipsel, um die Fälle aufklären zu können.

 

Später geht es dann aber schon an die Nerven, denn hier will ein ganzes komplett einer Terror-Gruppe aufgedeckt werden. Jede Entscheidung beim Verhör kann den Ausgang der Geschichte beeinflussen. Das Interrogation: Deceived hat mehrere Enden und bringt damit auch einen hohen Wiederspielwert mit. Es regt dazu an, einige Entscheidungen zu überdenken und alle möglichen Endings freizuspielen.

 

Dabei habt ihr zudem ein Team unter euch, das es zu verwalten gilt. Ihr habt also ein echtes Management-System unter euch und müsst Personen für Jobs einteilen. Auch hier können eure Entscheidungen weitreichende Konsequenzen haben. Schliesslich müsst ihr entscheiden, was die Wahrheit ist und was nicht. Das gilt schlussendlich auch für euer Team und was ihr aus den beschafften Informationen macht.

Fazit – Interrogation: Deceived hat das Gewisse etwas

Grundsätzlich gesehen ist Interrogation: Deceived kein Spiel, dass für alle Spieletypen gedacht ist. Man muss schon auf diese Art von Game stehen. Zumal man hier auch teils sehr fragwürdige Entscheidungen treffen muss, die moralisch und ethisch einfach nicht mehr zu halten sind. Der Aufbau dieses Thrillers ist aber durchgehend sehr gut gelungen! Man wird von der Geschichte mitgerissen und will eigentlich immer nur das richtige tun. Durch die hohe Dynamik in den Gesprächen, baut sich die Geschichte ordentlich auf. Die Optik und der Sound tun ihr übriges dazu, um die Atmosphäre genau da zu halten, wo sie stehen muss.

 

Kritikpunkte gibt es aber dann doch noch. Mir haben die englischen Texte sehr gefallen und sie bringen jeden Charakter schön zur Geltung und verleihen den Personen einen einzigartigen Touch. Doch nicht jeder wird diese Texte auch verstehen. Englisch-Kenntnisse sind also ein Muss, wenn ihr Interrogation: Deceived spielen wollt. Eine deutsche Sprachversion gibt es leider (noch?) nicht? Ich bin mir auch nicht sicher, ob noch einmal andere Sprachen nachgeliefert werden. Zudem sind viele Gameplay-Mechanismen sehr monoton. Team verwalten, neue Szene, Verhör, Team verwalten, neue Szene… usw. Grosse Abwechslung bieten also nur die Dialoge und das Entfalten der Geschichte.

 

An sich gefällt mir Interrogation: Deceived also richtig gut, man muss für diese Art Spiele aber auch geschaffen sein. Ich kann verstehen, wenn jemand kaum auf so einen Zug aufspringen kann. Die Entwicklung der Geschichte und wie man selbst damit umgehen muss, war für mich allerdings ein kleines Highlight. Da stört mich die Armut im Gameplay eher wenig, schliesslich spielt man eher ein interaktives Buch. Die Atmosphäre ist düster und beklemmend, hält die Spannung aber dann doch gekonnt, trotz recht eintöniger Spielmechanik. Ich würde einen Download des Games also absolut empfehlen. Wer möchte, kann sich sogar eine Demo-Version herunterladen. Das Spiel ist nicht nur für iOS und Android (Zwischen 4.00 und 5.00 Euro bzw. Schweizer Franken) erhältlich, sondern kann auch im Steam-Shop für PC gekauft werden. Eine macOS- und Linux-Version gibt es ebenfalls. Ein Release für Nintendo Switch ist noch für dieses Jahr geplant.

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