ZEIT ONLINE: Herr Weber, Sie begleiten den Frauenfußball seit langem. Was bedeutet das frühe WM-Aus für Deutschland?

Weber: Es ist ein Fiasko.

ZEIT ONLINE: Aber man kann doch mal verlieren.

Weber: Das schon, aber die Mannschaft hat nie überzeugt. Sie hat desaströs gespielt: rennen, den Ball nach vorne kloppen und sich auf individuelle Stärken verlassen. Das ist Angstfußball.

ZEIT ONLINE: Wurde eine einmalige Chance vergeben?

Weber: Es war eine Gelegenheit, die Fußballfans mit dem männlichen Blick zu gewinnen, die waren bei der WM mal neugierig. Doch die deutsche Elf hat nichts dafür getan, hat im Gegenteil viele Klischees und Vorbehalte über den Frauenfußball bestätigt. Es war eine riesige Chance, die zwar nicht auf ewig vertan ist, aber doch für längere Zeit.

ZEIT ONLINE: Das Aus hat finanzielle Folgen, auch für Sie.

Weber: Vor allem für die Spielerinnen, ich bin finanziell unabhängig. Sie trainieren, aber sie verdienen nicht wie Profis, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Dem deutschen Frauenfußball fehlen in naher Zukunft die Highlights, jetzt da auch Olympia 2012 noch wegfällt. Da wird es nicht einfacher, Werbeverträge zu schließen. Bei der WM 2011 hätten Heldinnen geboren werden können. Simone Laudehr und Lira Bajramaj haben das Zeug dazu, aber auch Lena Goeßling oder Linda Bresonik, die auf ihre Weise kreativ spielt: genaue, harte, auch mal lange Pässe, "straight", "man-like", was sie gerne hört.

ZEIT ONLINE: Hat die WM auch Gutes gebracht?

Weber: Ja, wir werden darüber reden, wie wir den Frauenfußball in Deutschland wieder voranbringen können. Umdenken ist angesagt. Der Frauenfußball braucht eine eigene Identität. Er wird nie die Intensität des Männerfußballs erreichen, nie die Dynamik, die Härte, die Rasanz. 

ZEIT ONLINE: Der Vergleich mit dem Männerfußball steht in Deutschland kurz vor dem Eintrag ins Strafgesetzbuch.

Weber: Dieses Vergleichsverbot ist sinnlos. Die Mädels suchen doch selbst die Herausforderung, den Wettbewerb mit den Jungs. Lasst sie doch gegeneinander spielen! Sie können doch nur lernen. Ich hab mir die Spieler der U17-Männer angesehen und bin ganz begeistert von dem hoch entwickelten Kombinationsspiel der Deutschen, aber auch der Gegner. Das können die Frauen auch, wenn auch nicht so schnell. Freilaufen, Anspielstationen schaffen, sichere Fünfmeterpässe, die Grundlagen des Fußballs – es ist eine Frage des Trainings, nicht des Geschlechts.