30. März 2020

Shutdown als »Krieg«

Am Freitag, den 13. März wurden hier die ersten Maßnahmen gegen den Corona-Virus beschlossen. Ministerpräsident Armin Laschet: »Nordrhein-Westfalen steht vor einer großen und ernsten Bewährungsprobe. Die Landesregierung handelt entschieden und konsequent. …« – Schulen, Hochschulen und Kindergärten werden geschlossen und »Veranstaltungen auch mit weniger als 1.000 Teilnehmern sollen abgesagt werden, wenn sie nicht notwendig sind.«
   Sonst eigentlich nichts. Es darf gemunkelt werden, über was noch kommt.
    »Wichtigstes Ziel ist es, die Verbreitung des Virus möglichst zu verlangsamen und Zeit zu gewinnen, um Medikamente und Impfstoffe produzieren zu können und entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Nordrhein-Westfalen nicht zum Erliegen kommt und die Arbeitsfähigkeit kritischer Infrastrukturen gesichert bleibt.«
   Unser Land, »NRW«, hat 18 Millionen Einwohner (zum Vergleich: Österreich knapp 9 Millionen). Eine konkrete numerische Ziel- oder Erwartungsgröße wird nicht genannt, weder der Verbreitung des Virus, noch der »entsprechenden Vorkehrungen« oder gar der Produktion von »Medikamenten und Impfstoffen« (in NRW?), bis heute nicht (30. März). Danach werden fast täglich die Zwangsmaßnahmen verstärkt bis zum Stillstand der Wirtschaft und einer Versammlungsfreiheit von je zwei Personen im Abstand von mehr oder weniger 1½ Meter.
   Die Zahl der Neuinfizierten wird täglich bekanntgegeben, ebenso der Toten. Heute am Montag, den 30.5. nachmittags: »Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Nordrhein-Westfalen mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Montag mit 12.178 angegeben – ein Plus von 778 seit dem Vortag. Das RKI registrierte 101 Tote.« (Das sind 0,07 % Infizierte der Bevölkerung, ein Plus von 6 % Infizierter.)

Aber: Was haben denn die Herrschaften erwartet? Mangels Zielzahlen kann niemand beurteilen oder auch nur plausibilisieren, ob die Maßnahmen etwas helfen. »Vertrauen« und »Solidarität« sind die Forderungen der Stunde, die aber fast täglich drastischer werden.
   Dass die Ansteckungskurve anfangs ungebremst »logarithmisch« verläuft, wissen wir inzwischen. Aber wie soll denn die Ansteckung (und wann) nach den Maßnahmen, infolge der Maßnahmen verlaufen?  Wenn wir bis zu einer sechzigprozentigen Sättigung mit (vielleicht) immunen Genesenen warten, dann wird das Jahre dauern. Je erfolgreicher und rascher die aktuellen Maßnahmen greifen, desto länger. Inzwischen fahren wir, bildlich gesehen, auf einem Dampfer mit festgezurrtem Steuerrad »auf Sicht«, wie es so schön heißt, nur halt immer geradeaus. Nicht einmal eine sofortige »Vollbremsung« haben uns die Politiker verordnet. Nach nunmehr 17 Tagen wissen wir nichts., nicht wieviele getestet wurden, wann, wieviele negativ, die Zahl der Genesenen?
   Ich bin mir der Gefahren anderer Strategien bewusst, der ich selbst zur »Hochrisikogruppe« gehöre, hätte aber trotzdem gerne die Ziele der aktuellen Totalbremsung gekannt. Wieviele sind getestet, insgesamt? Wieviel Prozent Genesener haben wir? Vertrauen in die Regierung, die die Gefahr seit 2012 kannte, habe ich nicht. Die kann nur Schulden machen, beliebig hohe, und zurückzuzahlen braucht sie sie – im Gegensatz zu uns Bürgern – auch nicht.

Lesen Sie dazu aktuell
NZZ 28.3.2020
Virologe Alexander Kekulé und der Wirtschaftswissenschafter Jens Südekum im Dialog.
    «Die Politiker behaupten nun, Deutschland habe superschnell reagiert, aber das stimmt einfach nicht.». Kekulé: «Wir fahren auf Sicht», diesen Satz hört man nun besonders häufig, und aus psychologischer Sicht halte ich das für ein Riesenproblem.
Link zum Artikel: j.mp/fj2QW6PUt
 = https://www.nzz.ch/international/virologe-kekule-und-oekonom-suedekum-ueber-corona-was-ist-zu-tun-ld.1548836

NZZ 27.3.2020 Staatsversagen von Rainer Zitelmann
   Was gehört zu den Kernkompetenzen eines funktionierenden Staates (und was nicht)?
   »Dass es früher oder später zu einer Pandemie kommen würde, konnte [musste! fj] jeder Politiker wissen, aber sie kümmerten sich lieber um andere Themen. In Deutschland beispielsweise wurde mit Inbrunst über das dritte Geschlecht, Political Correctness und ähnlich wichtige Fragen diskutiert, aber heute wundert sich jeder, warum nicht einmal ausreichend Atemschutzmasken vorhanden sind.«
   »Diese Kraft hat der Staat aber nur dann, wenn er aufhört, sich ganz und gar auf Umverteilung zu konzentrieren, sich in die Wirtschaft einzumischen und die Steuergelder vor allem für die Umsetzung ideologischer Programme zu verschwenden. Es ist wie bei einem Unternehmen: Wer sich auf vielerlei Nebenschauplätzen verzettelt und aufreibt, statt sich auf seine Kernaufgaben zu fokussieren, der scheitert am Ende.«
Link zum Artikel: j.mp/fj3aw1dZ5
 = https://www.nzz.ch/feuilleton/coronavirus-und-wirtschaft-rainer-zitelmann-ueber-staats-versagen-ld.1548815

Sie haben’s gewusst!
Screenshot aus der Bundestagsdrucksache vom 3.1.2013, Anhang 4, Seite 55,
»Zugeleitet mit Schreiben des Bundesministeriums des Innern vom 21. Dezember 2012 gemäß § 18 Absatz 1 und 2 des Gesetzes über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes.« (Link https://dipbt.Bundestag.De/dip21/btd/17/120/1712051.pdf#page=55 )


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